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Börsen-Zeitung: Säbel pariert Florett, Kommentar zum Konflikt zwischen Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet von Jürgen Schaaf

Geschrieben am 08-09-2006

Frankfurt (ots) - Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB),
Jean-Claude Trichet, hat den Angriff auf die Unabhängigkeit der
europäischen Geldpolitik fürs Erste erfolgreich abgewehrt. Luxemburgs
Regierungschef und Finanzminister Jean-Claude Juncker bleibt nun auch
ohne eine Zusage zusätzlicher Treffen mit der EZB an der Spitze der
Euro-Gruppe.

Seit Monaten schwelt der Konflikt zwischen den beiden
Jean-Claudes, die beide für sich in Anspruch nehmen, "Mr. Euro" zu
sein. Angezettelt hatte der Luxemburger Premier die
Auseinandersetzung. Er hatte in einem Brief Trichet zu zusätzlichen,
regelmäßigen Treffen aufgefordert, um über währungs- und
wirtschaftspolitische Fragen zu beraten. Dieser hatte den Brief
ignoriert. Daraufhin verlagerte Trichet die Debatte in die
Öffentlichkeit. Zuletzt hatte er seine Kandidatur für eine zweite
Amtsperiode als Euro-Gruppen-Chef davon abhängig gemacht, dass er
Rückendeckung bekomme für seine Forderung nach einem "verbesserten
Dialog" mit der EZB.

Zugegeben: Es ist nicht die feine europäische Art, die
schriftliche Anfrage eines hohen Repräsentanten einer europäischen
Institution zu ignorieren. Und auch sonst hat Juncker in der
Auseinandersetzung eher die feine Klinge der Diplomatie geführt, hat
Trichet immer nur leicht mit ironischen Spitzen gepiekst, während
sein Gegner unwirsch und nicht sehr elegant sowie mit wenig Humor mit
dem schweren Säbel zurückschlug - und zwar immer in dieselbe Kerbe:
den Verweis auf die Unabhängigkeit der Geldpolitik.

In der Sache aber ist dem Franzosen uneingeschränkt
beizupflichten. Treffen und Konsultationen zwischen den beiden
Institutionen gibt es bereits zur Genüge. Die Aufgabenteilung
zwischen europäischer Finanz- und Geldpolitik ist zudem klar
geregelt: Die Mitglieder der Euro-Gruppe haben die Wirtschaftspolitik
zu koordinieren, die EZB sichert die Stabilität der
Gemeinschaftswährung. Diese Arbeitsteilung drückt die Unabhängigkeit
der EZB aus. Und deren Autonomie ist die entscheidende Voraussetzung
für einen festen Euro. Sie muss gewahrt bleiben.

Auch wenn Juncker vorerst die Waffen gestreckt hat, dürfte dies
nicht der letzte Angriff auf die Frankfurter Bastion gewesen. In
diesem Punkt muss die EZB unnachgiebig bleiben, egal, wie elegant der
Angreifer das Florett ficht.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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