LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Michael Schumacher
Geschrieben am 10-09-2006 |
Leipzig (ots) - Ende einer Ära Von Winfried Wächter Auch nur noch wenig überraschende Entscheidungen wirken manchmal wie ein Donnerschlag. Wenn es amtlich wird, dass ein ganz Großer seiner Zunft nicht mehr zu bewundern sein wird, stockt zumindest für einen Moment der Atem - so wie gestern, als Michael Schumacher seinen Rücktritt zum Ende der Saison bekannt gab. Mit ihm verabschiedet sich einer der herausragendsten deutschen Sportler überhaupt, unabhängig davon, ob er in Interlagos als acht- oder als siebenfacher Weltmeister aus dem Ferrari steigt. Selbst wer kein Anhänger der Formel 1 ist oder jemals war, wird die Bilanz anerkennen. Er hat Deutschland geprägt wie kaum ein Athlet in den letzten zehn Jahren. Dem Autoland konnte nichts Besseres passieren, als auch den besten Fahrer zu haben - selbst wenn er nicht für einen nationalen Rennstall fuhr. Deshalb geht jetzt eine Ära zu Ende. Daran ändert nichts, dass sich Schumi nicht nur Freunde gemacht hat. Er fuhr mitunter rücksichtslos oder trickste, dass man nur mit dem Kopf schütteln konnte. Ein Engel war er also ganz gewiss nicht. Auch wenn er auf der Piste oft die richtige Linie fand. Gestern hat er auch den richtigen Moment gewählt, um seinen Rücktritt zu verkünden. Dass er in Monza ein großes Rennen fahren, es sogar gewinnen und die WM noch enorm spannend machen würde, konnte er vorher nicht wissen. Dass es aber höchste Zeit wurde, den Spekulationen ein Ende zu bereiten, war auch ihm mittlerweile klar. Hoffentlich bleibt er bei seinem Wort und lässt sich nicht von den prompt einsetzenden Spekulationen um seine Rückkehr anstecken oder mit viel Geld dazu bewegen. Was bei Box-Oldies wie Henry Maske oder Axel Schulz offenbar Mode ist, sollte Schumacher ein müdes Lächeln kosten. Er soll als einzigartiger Fahrer in Erinnerung bleiben und sich nicht als Zirkusnummer seinen Ruf ruinieren.
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