Internationale Standards Voraussetzung für die Exportweltmeisterschaft Deutschlands / VDE/DKE übernimmt internationale Federführung bei Normen in der Nanoelektronik
Geschrieben am 25-09-2006 |
Frankfurt am Main (ots) - Die weltweite Kommunikation mit Handys, Musik hören mit MP3, Orientierung mit Navigationssystemen, telemedizinische Anwendungen ... ohne international anerkannte Normen würde der technische Fortschritt und die Globalisierung ins Stocken geraten. Um neue Normen für Zukunftstechnologien zu beschließen und weitere Harmonisierungen zu erreichen, treffen sich vom 25.-29. September 2006 in Berlin rund 2.000 Experten aus aller Welt im Rahmen der IEC-Jahrestagung zum "Weltkongress der Elektrobranche". Der Kongress wird von VDE und DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik im DIN und VDE) ausgerichtet. Die IEC feiert in Berlin ihr einhundertjähriges Jubiläum.
Anlässlich des Weltnormungskongresses wurde bekannt, dass das internationale Sekretariat für die Normungsarbeit in der Nanoelektronik in Deutschland eingerichtet und von VDE und DKE besetzt wird. Hierdurch, so Professor Klaus Wucherer, Mitglied im VDE-Präsidium und im Zentralvorstand der Siemens AG, werde die internationale Vorreiterrolle des Landes in dieser Spitzentechnologie gewürdigt. Die Nanotechnologie ermöglicht eine weitere Miniaturisierung von Halbleiter- und Optoelektronik und erschließt neue Anwendungsfelder, beispielsweise in der Medizin- oder Fahrzeugtechnik.
Umfrage: Verbraucher führen hohes Sicherheitsniveau auf Normen zurück Internationale Normen spielen eine entscheidende Rolle für den Welthandel. In der innovationsstarken Elektro- und Informationstechnik eröffnen sie große Wachstumspotenziale und bilden die Basis für die Exporterfolge der deutschen HighTech-Industrie. International führen einheitliche Standards zu mehr Chancengleichheit im Wettbewerb. Für kleine Volkswirtschaften und Entwicklungsländer erleichtert sie den Zugang zu Märkten wie zu innovativer Technik und verringert damit zugleich die Gefahren des Technologiediebstahls. Allein für Deutschland wird der volkswirtschaftliche Nutzen der Normung auf über 16 Mrd. Euro jährlich beziffert, so Dietmar Harting, Vorsitzender der DKE und DIN-Präsident.
Zum Weltkongress veröffentlichte der VDE die Ergebnisse eines Panels zu Normen und Standards. Demnach sind für 93 Prozent der VDE-Mitgliedsunternehmen das Engagement in der Normung essentiell für die Umsetzung technologiepolitischer Interessen. Großen künftigen Normungsbedarf sehen die Unternehmen in der Informationstechnik, der Automobilelektronik, der Umwelttechnik, der Umwelt/Energietechnik und der Nanotechnologie. Hochschulen betonen in der Umfrage die wichtige Katalysatorfunktion der Normung im Innovationsprozess. Besonders ausgeprägt ist auch das Vertrauen, das die Bundesbürger in die Normung als Basis für das hohe Sicherheitsniveau in Deutschland haben. So attestierten 71 Prozent der Bundesbürger Deutschland im internationalen Vergleich ein vorbildliches Sicherheitsniveau. 75 Prozent der Deutschen begründen dieses Vertrauen mit den strengen Sicherheitsvorschriften. 74 Prozent der Verbraucher empfinden es als besonders wichtig, dass Elektroprodukte auf Basis dieser Normen von einer neutralen Stelle überprüft werden. Basis der Untersuchungen ist eine Befragung unter den 1.250 Mitgliedsunternehmen des Verbandes, Hochschulen sowie eine repräsentativen Verbraucherstudie unter 1.000 Bundesbürgern.
Wer die Norm setzt, macht den Markt
Professor Wucherer zu den Ergebnissen: "Die Bevölkerung weiß, dass Normen und Standards bei technischen Geräten, Verkehrsmitteln, Gebäuden oder in der Medizin Gesundheit und Leben schützen. Die enorme ökonomische Bedeutung der Normung ist dagegen nur der Wirtschaft bewusst. Es gilt: Wer die Norm setzt, macht den Markt. Wer nicht normt, dem bleiben die Märkte verschlossen. Normen sind daher so wichtig wie Patente. Die starke Stellung Deutschlands und der Erfolg deutscher Hochtechnologieprodukte auf den Weltmärkten muss durch eine offensive Normungsstrategie unterstützt werden. Eine frühzeitige Berücksichtigung von Normungsaspekten im Forschungsprozess und bei der Umsetzung schafft Wettbewerbsvorteile für Deutschland."
Der VDE begrüßt daher ausdrücklich diese in der Hightech-Strategie der Bundesregierung getroffene Festlegung. Die Bedeutung der Normung haben auch asiatische Länder erkannt. Vor allem China unternimmt große Anstrengungen, um bei der Normsetzung an Einfluss zu gewinnen und so seine Innovationskraft zu stärken. Normung sei ein wirtschaftspolitisches Schwergewicht, das müsse der Politik, den Unternehmen und der Öffentlichkeit noch stärker vermittelt werden, so Wucherer weiter. Die Normungsorganisationen in Europa haben daher verbindlich erklärt, internationalen Normen den Vorrang zu geben. 90 Prozent der europäischen Normen in der Elektrotechnik sind bereits international harmonisiert. Entsprechend groß ist der Einfluss der Europäer in der IEC.
Am Smart House wird gebaut
Als einer der "Erfinder" der elektrotechnischen Normung - die erste VDE-Vorschrift 0100 zur sicheren Erstellung elektrotechnischer Anlagen wurde bereits 1895 veröffentlicht - arbeitet der VDE intensiv an deren internationalen Harmonisierung von Normen und Standards in den Spitzentechnologien. Mehr als 50 Prozent der gesamten deutschen Industrieproduktion und über 80 Prozent der Exporte hängen heute von der Elektro- und Informationstechnik ab. Aufwendungen für die Normung sind ein signifikanter Bestandteil von F+E-Budgets in der Elektro- und IT-Branche und für Innovationen mindestens so bedeutsam wie Patente, so der VDE. Bei HighTech-Produkten kann die Normung bis zu 40 Prozent des Umsatzes beeinflussen. Paradebeispiel für einen erfolgreichen Weltstandard ist die GSM-Norm (Global System for Mobil Communication). Sie ermöglicht rund einer Milliarde Menschen in 130 Ländern, ihr Handy zur weltumspannenden Kommunikation zu nutzen.
Ein weiteres Beispiel für neue Normungsschwerpunkte ist der Bereich Smart Home. Das Marktpotenzial für intelligente Haussysteme ist riesig. Die Herausforderung für die Normung besteht darin, unterschiedliche Systeme wie Energiemanagement, Kommunikation, medizinische Überwachung oder Konsumgüterbestellung in einem funktionellen Gesamtsystem zu vernetzen. Unter deutscher Federführung von VDE/DKE werden derzeit auf EU-Ebene Systemaspekte, Netzwerke, Protokolle, Anwendungen und Dienstleistungen zu einem Smart House-Modell entwickelt. Erste Normen werden noch in 2006 erwartet. Ähnliche Impulse werden von der Normung beispielsweise bei RFID (Radio Frequency Identification) oder in der Telemedizin erwartet.
Weltparlament der Elektrotechnik tagt in Berlin - 100 Jahre IEC Deutschland ist Gründungsmitglied der IEC und in allen Lenkungsgremien der IEC vertreten. In der Elektrotechnischen Normung ist die Globalisierung weit fortgeschritten. 95 Prozent der durch die DKE herausgegebenen Normen sind europäisch harmonisiert und wiederum 80 Prozent dieses Regelwerkes basieren auf internationalen IEC-Standards. Die IEC repräsentiert heute mit 62 Mitgliedsländern, hinzu kommen Affiliate Members, rund 98 Prozent des Welthandels an elektrotechnischen und elektronischen Erzeugnissen. Die fünf engagiertesten Mitgliedsländer Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und USA stellen fast 70 Prozent der Vorsitzenden und Sekretäre der technischen Komitees. Mit insgesamt 26 Sekretariaten führt Deutschland die Rangliste der in der internationalen elektrotechnischen Normung engagierten Nationen an.
Die Bedeutung des Weltkongresses in Berlin unterstreicht nicht nur die hohe Teilnehmerzahl aus über 60 Nationen. Eröffnet wird der Kongress am 25. September von Dr. Heinrich von Pierer, Innovationsberater der Bundesregierung und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siemens AG, im Maritim Hotel Berlin. Zum Festakt "100 Jahre Elektrotechnische Normung" am 27. September im Konzerthaus am Gendarmenmarkt spricht Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie. Ein weiterer Höhepunkt ist die Rede von WTO-Generalsekretär Pascal Lamy.
Das Fachprogramm des Normungsgipfels reicht von mobiler Breitbandkommunikation über Smart House und Funktionale Sicherheit bis hin zu Photovoltaik, Nano- und Medizintechnik. "Wir empfinden es als hohe Auszeichnung, dass wir mit der Jubiläumstagung der Weltnormungsorganisation betraut wurden", erklärt Enno Liess, Vorstandsvorsitzender des VDE.
Die vom VDE getragene DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE) erarbeitet Normen und Sicherheitsbestimmungen für die Elektro- und Informationstechnik. Sie vertritt die deutschen Interessen im Europäischen Komitee für Elektrotechnische Normung (CENELEC) und in der IEC. Rund 3500 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erarbeiten das VDE-Vorschriftenwerk in der DKE.
Nähere Infos unter www.vde.com oder www.dke.de.
Originaltext: VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=9158 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_9158.rss2
Pressekontakt: Melanie Mora, Tel. 069 6308461, melanie.mora@vde.com
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