Westdeutsche Zeitung: Destruktives zur Regierung = von Alexander Marinos
Geschrieben am 25-09-2006 |
Düsseldorf (ots) - Eigentlich sollte Kritik konstruktiv sein. Doch schade, schade: Dieser Kommentar wird die Vorgabe glatt verfehlen. Zu der Großen Koalition fällt einem nämlich nicht mehr viel ein. Sie kann es einfach nicht. Konsequenterweise sollte sich die Frau an der Spitze der Koalition, Angela Merkel, nicht länger Bundeskanzlerin nennen. Wäre sie nämlich eine Kanzlerin, dann würde sie regieren. Doch Merkel verwaltet nur, bestenfalls moderiert sie. Wie wäre es also mit "Bundesmoderatorin"? Noch besser wäre es natürlich, wenn Merkel, Müntefering und alle weiteren Mitglieder dieser Regierung des Mittelmaßes Platz für eine neue Koalition machen würden, für einen neuen Anfang. Doch dafür gibt es leider keinerlei Grundlage.
Eine Ampelkoalition, die mit Hilfe eines konstruktiven Misstrauensvotums SPD-Chef Kurt Beck zum neuen Kanzler machen könnte, hätte keine Chance; die SPD würde zwischen den beiden kleinen Parteien zerrieben. Erstens können sich die Spitzen von FDP und Grünen nicht riechen. Man stelle sich das bildlich vor: FDP-Chef Guido Westerwelle und Grünen-Chefin Claudia Roth an einem Kabinettstisch. Zweitens liegen programmatische Welten zwischen Gelb und Grün. Das wird anhand der Gesundheitspolitik deutlich: Während die Grünen wie die SPD eine Bürgerversicherung bevorzugen, lehnen die Liberalen das als "Zwang" ab und möchten die gesetzlichen Kassen am liebsten abschaffen. Und drittens hätte eine Ampel keine Aussicht, je eine Mehrheit im Bundesrat zu erhalten.
Bleiben nur noch Neuwahlen. Aber was sollen die schon bringen? Die einzige Koalition, die "durchregieren" könnte, wäre Schwarz-Gelb. Doch für die gibt es angesichts einer 30-Prozent-Union keine Mehrheit. Und gäbe es sie, wären CDU und CSU wohl zu ängstlich, sie für echte Reformen zu nutzen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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