LVZ: Künast: Rot-Grün in Berlin wäre ein Zukunftssignal für den Bund / Kabinettsmitglieder der großen Koalition sollen sich auf ärztliche Behandlung wegen galoppierender Amnesie vorbereiten
Geschrieben am 26-09-2006 |
Leipzig (ots) - Grünen-Fraktionschefin Renate Künast hat ihr vereinbartes Gespräch mit SPD-Fraktionschef Peter Struck verteidigt, weil man dabei "sachbezogen" Politik für die Gegenwart und Zukunft entwickeln könne. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) äußerte sie zugleich Zweifel an der Regierungsfähigkeit der FDP. "Die haben sich in den letzten Monaten stolz als größte Oppositionsfraktion präsentiert, aber es hat doch nur zur vulgär-populistischen Politik gereicht, die sich ausschließlich an Meinungsumfragen orientiert." Im Ergebnis hätten sich die Liberalen beispielsweise aus der Verantwortung für Israel davongestohlen. "Bei der FDP muss man sich schon fragen, wes Geistes Kind die zurzeit sind." Den Regierungspartnern in der großen Koalition empfahl Künast, sich auf ärztliche Behandlung wegen gebrochener gegenseitiger Versprechungen und fehlenden Respekts vorzubereiten. Hauptproblem seien insbesondere die Ich-bezogenen CDU-Machtmänner hinter der Kanzlerin.
Eine mögliche Koalition in Berlin zwischen SPD und Grünen wäre für Künast ein wichtiges Signal für die Bundespolitik: "Natürlich geht es um ein wichtiges Signal: Seht her, das, was einige Sozialdemokraten mal als Auslaufmodell Rot-Grün bezeichnet haben, ist doch ein Zukunftsmodell. Da gibt es viele gute und noch immer aktuelle Ideen, beispielsweise Vorfahrt für Kinder und für ökologische Investitionen." Das wäre ein schönes Zeichen. Aber sie wolle keinen Druck ausüben. Es müsse auch Grün drin sein, wenn Grün drauf stehe.
Hauptproblem der amtierenden großen Koalition sei im Übrigen nicht die Kanzlerin. "Frau Merkel ist bloß die Moderatorin. Sie zeigt, dass sie nicht mehr kann, als den Stillstand zu moderieren." Damit sei sie nicht das Kernproblem. "In der Union haben Leute das Sagen, die keiner Kanzlerin und keinem Kanzler die Butter auf dem Brot gönnen. Das sind diese eitlen Ich-bezogenen Herren aus dem ,Anden-Pakt', die für ihre persönlichen Machtzwecke den Föderalismus missbrauchen", kritisierte die Grünen-Politikerin. "Bei denen beginnen und enden alle Sätze mit ,Ich'. Statt der großen Koalition brauchen wir ein Regierungsbündnis, das Ziele benennt und die Schritt für Schritt auch umsetzt."
Künast bemängelte den Ausfall an politischen Grundtugenden in der großen Koalition zwischen Union und SPD. "In atemberaubender Geschwindigkeit hat die große Koalition unter Beweis gestellt, dass es ihr am nötigen Respekt voreinander und an der gebotenen Verlässlichkeit fehlt. Wenn das so weitergeht, werden sämtliche Kabinettsmitglieder sich wegen galoppierender Amnesie behandeln lassen müssen, weil sie heute nichts mehr davon wissen wollen, was sie vergangene Woche miteinander verabredet haben."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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