Westfalenpost: Arbeitnehmerschicksal Tarifstreitereien in Deutschland
Geschrieben am 15-03-2006 |
Hagen (ots) - Von Peter Tendler
Die Müllmänner streiken. Und die meisten Bürger zucken die Schultern, weil es sie nicht trifft. In einigen Landesämtern wird die Arbeit niedergelegt. So erfährt man wenigstens, dass es sie gibt. Die niedergelassenen Ärzte demonstrieren in Berlin. Aber am Mittwochnachmittag, wenn die Praxen sowieso geschlossen sind. Und seit heute morgen wollen die Ärzte an den Universitätskliniken das Skalpell aus der Hand legen. Und auch dieser Arbeitskampf wird die Mehrheit der Bevölkerung kaum berühren. Notfälle werden selbstverständlich medizinisch versorgt und gar so viele Kliniken, für die die Länder zuständig sind, gibt es nicht. Trotzdem ist die Lage ernster als es die Wirkungen der Streiks erscheinen lassen. Der Verteilungskampf hat jene Berufsgruppen erreicht, die bisher von den wirtschaftlichen Problemen weitgehend verschont blieben. In vielen Branchen sind Nullrunden und Arbeitsplatzverlust seit Jahren normales Arbeitnehmerschicksal. Für Rentner und Beamte sind Einkommensverluste einfach beschlossen worden. Und Besserung ist nicht in Sicht. Die OECD-Zahlen widersprechen allen politischen Schönfärbereien. Deutschland muss sich darauf einstellen, dass es die Wiedervereinigung bisher finanziell nicht verkraftet hat. Es mag viele Lösungen für dieses Problem geben. Weniger zu arbeiten ist sicher keine.
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