Neues Deutschland: BenQ-Insolvenz
Geschrieben am 29-09-2006 |
Berlin (ots) - Der geschäftsmäßige Ablasshandel war in Deutschland im Zuge der christlichen Reformation eigentlich außer Mode gekommen. Im 21. Jahrhundert aber hat er Wiederauferstehung gefeiert: Der Siemens-Konzern wollte sich von seinen Verfehlungen beim Managen der Handy-Sparte freikaufen, indem er diese an den Konkurrenten BenQ samt einer üppigen Mitgift abgab. Mit der Verschiebung des selbst verursachten Problems Richtung Südostasien würde irgendwann Gras über die Sache wachsen, so das Kalkül. Siemens-Konzernchef Klaus Kleinfeld sonnte sich derweil im Glanz steigender Renditen, die ihm mit üppiger Gehaltsaufbesserung gedankt wurden. Der Plan ist nun aber gründlich misslungen: Mit dem gestrigen Insolvenzantrag durch die Taiwanesen fällt zumindest ein Teil der Verantwortung für immerhin 3000 Mitarbeiter wieder an den Münchner Elektro-Riesen zurück. Politiker unterschiedlichster Couleur selbst aus dem katholischen Bayern geben sich erzürnt. Man sollte aber nicht vergessen, dass auch diese seinerzeit über den BenQ-Deal erleichtert waren. Nichts hören wollte man von Warnungen, dass die Taiwanesen in Wirklichkeit nur am Markennamen Siemens und am Know-how interessiert seien. Man gab dem Ablasshandel lieber den politischen Segen.
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