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Medien dürfen sich nicht auf ökonomischen Nutzwert reduzieren Streitgespräch auf der Frankfurter Buchmesse

Geschrieben am 06-10-2006

Bonn (ots) - Unter dem Titel "Journalismus, Werbung und PR -
Abgrenzung durch Selbstkontrolle?" diskutierten Prof. Dr. Klaus
Kocks, Freier Kommunikationsberater und Publizist, Hans Leyendecker,
Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung und Vorstand des
Netzwerk Recherche, sowie Manfred Protze, Vorsitzender des
Beschwerdeausschusses 1 des Deutschen Presserats, bei einer
gemeinsamen Veranstaltung mit der UVK Verlagsgesellschaft auf der
Frankfurter Buchmesse. Professor Dr. Achim Baum, Fachhochschule
Osnabrück und Vorstand des Vereins zur Förderung der publizistischen
Selbstkontrolle, moderierte das Streitgespräch über die Verwischung
der Grenzen zwischen Journalismus und PR.

Die Gründe für die zunehmende Vermischung von Journalismus,
Werbung und PR ließen sich in der Diskussionsrunde schnell benennen:
Redaktionen sind aufgrund des ökonomischen Drucks immer dünner
besetzt, PR-Texte werden zum Teil unredigiert übernommen.
Kommerzialisierung und harter Wettbewerb haben die Verlage
veranlasst, eine Vielfalt von Marketinginstrumenten zu erproben - mit
großem Erfolg. Merchandising-Produkte sind für Zeitungs- und
Zeitschriftentitel eine Selbstverständlichkeit geworden. Viele
Printmedien betreiben im Internet umfangreiche Shopsysteme mit
Markenprodukten. Manfred Protze dazu: "Man sollte einmal die
Redaktionsetats mit den PR-Etats vergleichen. Dann wird sich
herausstellen, dass es eine Asymmetrie der Ressourcen gibt."
Mit der schnellen Verbreitung des Internets und neuer technischer
Vermittlungsformen hält die crossmediale Dynamik weiter an. Diese
Entwicklung schadet dem Journalismus und setzt die Glaubwürdigkeit
der Medien aufs Spiel. "Die Medienhäuser betreiben in diesem Land
ihren Zerfall selbst", so Klaus Kocks in der Diskussion.

Leyendecker forderte bereits im Jahrbuch 2006 des Deutschen
Presserats eine Grundsatzdiskussion über die Vermengung von Redaktion
und Werbung. In der Debatte fügte er hinzu: "Verlage sind keine
Metzgereien oder Käsefabriken. Die Zeitung ist ein besonderes Gut."

Eine klare Trennung von redaktionellem Inhalt und Anzeigen ist in
Ziffer 7 des Pressekodex geregelt: "Die Verantwortung der Presse
gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle
Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen
Dritter oder persönliche Interessen der Journalistinnen und
Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren
derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen
redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken."

Die deutliche Kennzeichnung von Anzeigen und redaktionellen
Inhalten ist eine der wichtigsten Forderungen, die der Vermischung
von Journalismus und PR entgegensteuern kann. Das gilt auch für die
Marketingmaßnahmen der Verlage selbst. Zuletzt waren sich alle
Teilnehmer der Runde über den Appell Leyendeckers einig, der
erklärte: "Wir brauchen eine Diskussion über die Frage, ob der
ökonomische Nutzwert alles ist." Der Deutsche Presserat, so Manfred
Protze, sei dabei einer der wichtigsten Akteure, um die Rolle und
Qualität der Medien zu thematisieren.

Originaltext: Deutscher Presserat
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=14918
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_14918.rss2

Deutscher Presserat
Ella Wassink
Tel.: 0228 - 985720
Fax: 0228 - 98572 - 99
E-Mail: info@presserat.de


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