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Untersuchungen mit dem Computertomographen bei Audi: Von der Aluminium-Karosserie zur ägyptischen Mumie

Geschrieben am 11-10-2006

Ingolstadt / Neckarsulm (ots) -

- Querverweis: Bilder werden über obs versandt und sind unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs abrufbar -

- Kleinste Bauteile bis zur kompletten Karosserie werden
durchleuchtet
- Anlage in Neckarsulm liefert dreidimensionale Detailaufnahmen
- Erster prominenter "Patient" war eine 2.000 Jahre alte
Ibis-Mumie

So genau hat noch keine Anlage die Karosserien bei Audi
untersucht: Mit einer Detailgenauigkeit von einem My-Meter, das
entspricht etwa dem Hundertstel eines Haardurchmessers, durchleuchtet
ein in seinem Aufbau weltweit einmaliger Computertomograph (CT) bei
Audi in Neckarsulm nicht nur einzelne Bauteile, sondern - und das ist
die Besonderheit - komplette Karosserien. Der Vorteil, Objekte
vollkommen berührungslos und zerstörungsfrei zu überprüfen, hat dazu
geführt, dass auf der CT-Anlage bei Audi nun auch ein ganz besonderer
"Patient" untersucht wurde: eine rund 2.000 Jahre alte Ibis-Mumie aus
Abydos in Ägypten, die vom Hessischen Landesmuseum Darmstadt zur
Verfügung gestellt wurde.

Dr. Erwin Keefer vom Landesmuseum Württemberg ist begeistert von
den ersten Bildern der antiken Kostbarkeit: "Dies ist das erste Mal,
dass in Deutschland ein mumifiziertes Objekt in einer industriellen
CT-Anlage durchleuchtet wurde - die einmalig hochauflösenden
Aufnahmen bringen uns bei der unserer Forschung einen großen
Schritt weiter".

Keefer sieht in der CT-Anlage bei Audi die innovativste Methode
für die Untersuchung von mumifizierten Objekten. Bisher konnten
lediglich zweidimensionale Röntgenbilder erstellt werden, die
Aufnahmen der CT-Anlage sind um den 50-fachen Faktor schärfer. Damit
können dreidimensionale Bilder erstellt werden, anhand derer man die
Federäste des mumifizierten Vogels sogar auf Milben oder Flöhe
untersuchen kann.

Die Bilder des Ibis geben dem Forscherteam detaillierte
Informationen zum Gesamterhaltungszustand des heiligen Vogels aus
Ägypten. So können Keefer und sein Team Rückschlüsse auf die Haut und
deren Oberfläche, Mageninhalt, Sehnen, Organe oder Halswirbelsäule
ziehen - zellgenaue Informationen, die auf den zweidimensionalen
Bildern der Röntgengeräte im Verborgenen blieben.

Auch die Präparatorin des Hessischen Landesmuseums Darmstadt,
Michaela Kurbel, sieht große Vorteile in der Computertomographie:
"Wir können die Mumie vollständig entkleiden, ohne dabei ihre Hülle
physisch zu zerstören - so bleibt uns die Mumie komplett erhalten."
Mittels einer 3-D-Animation soll der heilige Ibis sogar zum Fliegen
gebracht werden.

Ibisse aus dem alten Ägypten zählen zu den häufigsten Tiermumien.
Die Vögel wurden in großer Anzahl in Volieren gehalten. Einziger Sinn
und Zweck war, sie als Weihegaben nach ihrem Tod einzubalsamieren, da
sie eine Verkörperung des Gottes Toth darstellten.

Doch zurück zur eigentlichen Aufgabe der CT-Anlage bei Audi in
Neckarsulm: Die rund eine Million Euro teure und zehn Tonnen schwere
Anlage nimmt normalerweise Verbindungstechniken im Aluminium- und
Leichtbau ganz genau unter die Lupe. Röntgenstrahlen durchleuchten
dabei scheibenweise Schweißnähte, Stanzverbindungen,
Laserschweißnähte und Clinchverbindungen. "Eine wichtige Neuerung
ist, dass die Teile berührungslos und damit zerstörungsfrei überprüft
werden können", sagt Dr. Manfred Sindel von der Qualitätssicherung
Aluminiumtechnologie bei Audi.

Bisher mussten Einzelteile aus der Karosserie herausgeschnitten
werden, um sie auf mögliche Ungenauigkeiten zu untersuchen. Die
Einsatzmöglichkeiten des CT sind vielfältig: Das Spektrum umfasst
kleinste Elektronik-Komponenten mit Abmessungen von drei Millimetern
bis zu Karosserieteilen von über fünf Metern Länge.

Während Patienten in der Medizin liegend im Computertomographen
untersucht werden, sind die Objekte in der industriellen Anwendung
zunächst stehend auf einem Drehteller positioniert. Damit auch große
Bauteile, wie zum Beispiel ganze Karosserien, überprüft werden
können, wurde die Anlage von Audi maßgeschneidert für den
Automobilbau. So werden die großen Bauteile an einem Roboter
befestigt, der sie in die gewünschte Position bringt.

Während der Drehung des Objekts im Röntgenstrahl erstellt der
Computertomograph für 100 bis 1.000 verschiedene Winkelstellungen
Röntgenprojektionsbilder. Dazu steht das zu durchleuchtende Objekt
zwischen einer Röntgenquelle, die Strahlen abgibt, und einem
Röntgendetektor, der die Röntgenstrahlung in elektrische Signale
umwandelt und ein so genanntes Schattenbild erstellt. Die aus den so
entstehenden Aufnahmen gewonnen 3-D-Rekonstruktion des
Untersuchungsobjektes ermöglicht viele unterschiedliche Blickwinkel.
So kann der Betrachter zum Beispiel per Computer einen virtuellen
Schnitt durch das Objekt ziehen oder es von innen "durchfliegen", um
in jeder Perspektive einen Eindruck von der physischen Beschaffenheit
zu erhalten.

Der Computertomograph selbst befindet sich in einer 45
Quadratmeter großen Strahlenschutzkabine, die von speziell geschulten
Mitarbeitern bedient wird. Die Zusatzqualifikationen der Mitarbeiter
umfassen in erster Linie den Anlagenbetrieb, die Anlagenwartung, eine
Auswertung der Messergebnisse mit geeigneter Software sowie den
Röntgenschutz.

Das Ziel für Projektleiter Dr. Michael Brodmann und sein Team war
es insbesondere, mit Hilfe der Anlage kürzere Arbeitsprozesse, wozu
die eigentliche Untersuchung und die Auswertung der Ergebnisse
gehören, zu realisieren. Inzwischen wird die Fertigungstechnik der
Audi A8-Karosserie serienmäßig mit Hilfe der CT-Anlage überwacht.

Pro Jahr werden mehrere vollständige Karosserien komplett
untersucht. Dabei werden tausende Verbindungen detailgenau vermessen
und zerstörungsfrei bewertet.

"Daneben wird die Anlage ebenso für Projekte zur Definition von
Qualitätsstandards und zur Bemusterung von Neuteilen eingesetzt", so
Brodmann. Auch aus der Untersuchung des ungewöhnlichen "Patienten",
der Ibis-Mumie, zieht Brodmann einen Nutzen: "Wir haben die
Möglichkeit, die Anlage an vollkommen anderen Materialien zu testen
und können sowohl weitere Erfahrungen in der Anwendung der Anlage als
auch in der Weiterverarbeitung der Daten sammeln". Und vielleicht
wird irgendwann auch einmal ein richtiger Pharao durchleuchtet.

2 Fotos stehen über obs (dpa) zur Verfügung. Weiteres
Bildmaterial und Informationen erhalten Sie unter
www.audi-mediaservices.com/de. Für den Zugang in der Woche vom 09.10.
bis 15.10. benutzen Sie bitte: Benutzername: audims041, Kennwort:
io4pjkl

Originaltext: Audi AG
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6730
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6730.rss2
ISIN: DE0006757008

Pressekontakt:
Kommunikation Unternehmen und Wirtschaft
Eric Felber, Tel +49 (0)841 89 90703, eric.felber@audi.de


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