LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Literatur-Nobelpreis
Geschrieben am 12-10-2006 |
Leipzig (ots) - Er habe schon im letzten Jahr auf den Literaturnobelpreis für Orhan Pamuk getippt, "aber da kam jemand dazwischen", diktierte gestern inLondon einer Nachrichtenagentur der Dramatiker Harold Pinter, dem die Schwedische Akademie bekanntlich 2005 die begehrte Trophäe zuerkannte. Ein sehr ernst gemeintes Kollegen-Lob. "Er ist ein wunderbarer Schriftsteller", summierte Pinter sein Urteil.
Andere stimmten bei oder widersprachen; die üblichen Verdächtigen lieferten die üblichen Stimmen. Von der besten Entscheidung Stockholms seit Jahren wurde gar geschwärmt. Zumal vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der im letzten Herbst mit seiner Verleihung des Friedenspreises an den prominenten Türken die Vorgabe lieferte, kam Jubel. Und beim Hanser Verlag knallten die Sektkorken und wurde verkündet, Pamuks Istanbul-Buch käme nun schon früher als eigentlich geplant, im November heraus.
All die Aufregung gilt einem Votum, das wohl einmal mehr zwei Gesichtspunkten folgt, doppelt zielt und argumentiert. Einmal wird da einer geehrt, der laut Nobels Testament "innerhalb der Literatur das Ausgezeichnetste in idealischer Richtung hervorgebracht hat". Zweitens schmückt der Lorbeer 2006 den bekennenden Europäer Orhan Pamuk, der, gleichzeitig Patriot und Kritiker seines Landes, für die Tradition westlicher Aufklärung steht und im Glauben und Aberglauben wie in den Märchen des Orients zu Hause ist. Ein Brückenbauer, ein Vermittler zwischen den Kulturen. Einer, der für den EU-Beitritt der Heimat plädiert - nicht als Geschenk, sondern als respektvoll gleichberechtigten Akt, der Geschichte wie Gegenwart anerkennt.
Seine Stimme wird international gehört, Orhan Pamuk gilt als der wichtigste zeitgenössische Schriftsteller der Türkei. Und auch wenn er dort, weil er für Offenheit im Umgang mit der Verfolgung der kurdischen Minderheit oder dem Massenmord an den Armeniern zu plädieren pflegt, nicht nur öfter attackiert wird, sondern schon vor Gericht stand: Er ist der erste Türke, der den Literaturnobelpreis erhält, und das dürfte überwiegend für kollektiven Stolz sorgen. Eine Stärkung der gemäßigten, nachdenklichen Kräfte. Eine Ermutigung im Kampf gegen Fundamentalismus und Terrorismus.
Doch der neue Literaturnobelpreisträger versteht sich nicht zuerst als politische Persönlichkeit. Er ist Schriftsteller, mit Leidenschaft und Talent. So sollte man ihn nehmen und würdigen. Seine Romane als Botschafter der Vernunft wie Hoffnung lesen - und als Feier einer Fantasie genießen, die Zeiten und Räume überspannt. Kriege auch.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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