 Rheinische Post: Kluges Berlin-Urteil - Von REINHOLD MICHELS
Geschrieben am 19-10-2006 |
Düsseldorf (ots) - Man kann der Versuchung nicht widerstehen, dem
kesse Sprüche liebenden Regierenden Bürgermeister von Berlin
zuzurufen: Es gibt noch Richter in Karlsruhe, und das ist auch gut
so. Die kluge, wegweisende Entscheidung des höchsten Gerichts zielt
gegen die nicht nur im Nach-Wende-Berlin, aber dort besonders
verbreitete Neigung, sich die Party von anderen ausrichten zu lassen.
Das Urteil ist ein Mahnruf zu mehr Eigenverantwortung, ein Aufruf
zu äußersten Anstrengungen, mit eigenen Kräften dem selbst
verschuldeten Schlamassel zu entkommen, und ein Fingerzeig an den
Bundestaat insgesamt. Er darf nicht missverstanden werden von
Mehr-Schein-als-Sein-Regenten, die auf Kosten solider, lebensfähiger
Bundesländer ihre schlecht, aber lustig regierten Gebilde mit noch
mehr "Stütze" über Wasser halten möchten.
Wowereits Koalitionssenat mit der PDS-Linken (auch das ist ein
Indiz für den berlinischen Hang, es toll und auf die Spitze zu
treiben) hat sich durchaus bemüht, die Schuldenmacherei einzudämmen.
Das war aber nicht genug, wie Karlsruhe klarstellt. Es zerstörte
vernünftigerweise die bis zuletzt keimende Hoffnung armer
Hauptstädter, man werde schon frisches Geld aus der reichen Provinz
bekommen.
Originaltext: Rheinische Post
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