Kommunale Wohnungen: Starker Wandel durch Verkauf und Abrissbirne
Geschrieben am 23-10-2006 |
München (ots) -
PwC-Studie: Vier von zehn Kommunen wollen Wohnungsbestand in den kommenden Jahren reduzieren / Teilprivatisierungen bieten kleineren Investoren gute Chancen / In Ostdeutschland zwingen Leerstand und hoher Sanierungsbedarf häufig zum Wohnungsabriss
Die Privatisierung des kommunalen Wohnungsbestandes setzt sich in den kommenden Jahren zwar fort, zu dem in der öffentlichen Diskussion häufig befürchteten Ausverkauf kommt es aber nicht. Vier von zehn deutschen Kommunen wollen Teile ihres Wohnungsbesitzes abgeben, wie aus einer Studie im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht. "Dabei ist die Privatisierung durch Verkauf an externe Investoren oder Mieter zwar der bevorzugte Weg zur Bestandsreduzierung. Vor allem in ostdeutschen Städten und Gemeinden bleibt jedoch angesichts hoher Leerstände, baufälliger Wohnungsbestände und eines allgemein niedrigen Mietniveaus voraussichtlich häufig keine Alternative zum Abriss", so Dr. Helmut Trappmann, Leiter des Bereichs Real Estate bei PwC. Milliardenschwere Immobilientransaktionen, wie beispielsweise zu Jahresbeginn der kontrovers diskutierte Verkauf von 48.000 kommunalen Wohnungen in Dresden an den US-Finanzinvestor Fortress, werden aller Voraussicht nach die Ausnahme bleiben. Dafür werden zahlreiche kleine und mittelgroße Städte den Verkauf ihrer Wohnungsbestände erwägen, wovon eher kleinere Gesellschaften mit lokaler Expertise profitieren werden.
Für die Studie "Kommunale Wohnungsbestände: Ein Auslaufmodell?" wurden deutschlandweit 204 Kommunen befragt, die zusammen über einen Bestand von mehr als 921.000 Wohnungen verfügen. An der Untersuchung beteiligten sich unter anderem 34 Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern und 36 große Mittelstädte mit über 50.000 Einwohnern.
Deutlicher Abbau in Ostdeutschland
Knapp jede zweite Kommune (48 Prozent) plant, ihren Wohnungsbestand zu verändern. Immerhin acht Prozent der befragten Städte und Kommunen gaben an, gegen den Trend zusätzliche Wohnungen bauen oder ankaufen zu wollen. Dabei handelte es sich vorwiegend um Kommunen aus dem süddeutschen Raum. Auffällig ist, dass nur vergleichsweise wenige große Städte ihren Wohnungsbesitz in Frage stellen. So denken nur 35 Prozent der Großstädte, aber 54 Prozent der mittelgroßen und 46 Prozent der Kleinstädte an Bestandsveränderungen. Signifikante Unterschiede zeigt auch der Ost-West-Vergleich. So wollen 62 Prozent der ostdeutschen Kommunen ihren Wohnungsbestand in den kommenden Jahren verändern, aber nur 44 Prozent der Städte und Gemeinden im Westen.
Externe Investoren bevorzugt
Knapp 70 Prozent der Kommunen, die sich von Teilen ihres Wohnungsbestandes getrennt haben, entschieden sich in den vergangenen fünf Jahren für den Verkauf an externe Investoren. Aber auch Mieter erhielten bei Privatisierungen in gut jeder vierten Kommune (28 Prozent) den Zuschlag. Fast jede zweite Kommune (45 Prozent) musste jedoch auch Wohnungen abreißen. Zu diesem letzten Mittel griffen in Ostdeutschland sogar 85 Prozent der befragten Städte und Gemeinden.
Trotz einiger spektakulärer Transaktionen haben sich in den vergangenen Jahren nur wenige Kommunen in größerem Umfang von ihrem Wohnungsbesitz getrennt. So gaben nur sechs Prozent der befragten Kommunen mehr als die Hälfte ihrer Wohnungen ab. Demgegenüber haben 80 Prozent der Städte und Gemeinden ihren Wohnungsbestand um weniger als zehn Prozent verringert. Fast die Hälfte der befragten Kommunen ließ den Bestand unverändert oder kaufte sogar Wohnungen hinzu.
Bemerkenswert ist erneut die unterschiedliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland. So sank der Wohnungsbestand bei 68 Prozent der ostdeutschen, aber nur bei 48 Prozent der westdeutschen Kommunen. Allerdings haben die Kommunen in Ostdeutschland, die sich von Wohnungen getrennt haben, im Durchschnitt ihren Bestand nur um zwölf Prozent verringert und sind damit deutlich zurückhaltender vorgegangen als Kommunen in Westdeutschland (Abbau um 23 Prozent).
Kein Verkauf um jeden Preis
Die Untersuchung zeigt auch, dass für die meisten Kommunen bei der Privatisierung ihres Wohnungsbestandes bislang weder die Gewinnmaximierung noch ein Verkauf um jeden Preis im Vordergrund stand. So gab gut jede zweite Kommune an, die Wohnungen an den Meistbietenden und/oder auf Basis eines Wertgutachtens verkauft zu haben. Gleichzeitig knüpften 44 Prozent der Städte und Gemeinden ihre Verkäufe an vertragliche Auflagen. "Die meisten Kommunen sind in ihrer Haltung weit von einem bedingungslosen Abverkauf entfernt", kommentiert Trappmann. Auffallend ist, dass nur 34 Prozent der Kommunen über eine Ausschreibung nach Käufern gesucht haben.
Die am häufigsten genannten Gründe für den Wohnungsverkauf sind die Auflösung von Sanierungsstaus (54 Prozent) und die Schuldentilgung (51 Prozent). Daneben ist auch die Konzentration auf kommunale Kernaufgaben für fast jede zweite (46 Prozent) der befragten Städte und Gemeinden ein Verkaufsmotiv. Investitionen in die Stadterneuerung führten 35 Prozent der Kommunen als Begründung an, während Investitionen in die Infrastruktur (Schulen, Gesundheit, Sport etc.) nur eine geringe Rolle spielen. Eine Ausnahme bilden süddeutsche Kommunen. Rund 30 Prozent der Städte und Gemeinden aus dieser Region nannten die Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen im Bildungsbereich als wichtige Motivation für den Verkauf von Wohnungseigentum.
Leerstand zwingt zum Handeln
Obwohl die Mieten für kommunale Wohnungen im Durchschnitt um 17 Prozent unter der Vergleichsmiete frei verfügbarer Wohnungen liegen, ist die Leerstandsquote überdurchschnittlich hoch: Während die Berechnungsverordnung für öffentlich geförderten Wohnraum lediglich von einem durchschnittliche Leerstand von zwei Prozent als Kalkulationsgrundlage ausgeht, sind tatsächlich 5,9 Prozent der kommunalen Wohnungen nicht vermietet. Besonders hoch ist die Leerstandsquote in Ostdeutschland mit durchschnittlich 13 Prozent. Die betroffenen Kommunen nennen als Hauptursachen den schlechten Bauzustand vieler Wohnungen sowie ein generelles Wohnungsüberangebot wegen des demografischen Wandels. Verschärft wird die Lage vielfach durch die schwierigen Arbeitsmarktverhältnisse, die weitere Teile der Bevölkerung abwandern lassen. Zudem ist wegen des allgemein niedrigen Mietniveaus in Ostdeutschland die Miete für kommunale Wohnungen häufig kaum günstiger als für Wohnungen auf dem freien Markt. Unabhängig von der Lage in Ost- beziehungsweise Westdeutschland ist der Leerstand in kleinen Kommunen deutlich höher als in Großstädten. So wiesen deutschlandweit über 40 Prozent der befragten Kleinstädte eine Leerstandsquote von über fünf Prozent aus, jedoch nur 21 Prozent der Großstädte.
Professionelles Immobilienmanagement gefragt
Auch wenn der Verkauf kommunaler Wohnungen in der Regel auf Vorbehalte in der Öffentlichkeit stößt, bleibt für viele Städte und Gemeinden angesichts hoher Schulden und eines erheblichen Sanierungsbedarfs der Wohnungsbestände keine wirtschaftlich sinnvolle Alternative. Die Studie lässt den Schluss zu, dass beim Management kommunaler Immobilien vielfach Nachholbedarf besteht. So hat erst die Hälfte der befragten Kommunen ihren Wohnungsbestand in eine eigene Rechtsform ausgegliedert. Ostdeutsche Städte und Gemeinden sind hier allerdings schon deutlich weiter (87 Prozent gegenüber 38 Prozent im Westen). Das gilt auch für Großstädte, von denen bereits knapp 80 Prozent ihren Wohnungsbestand in eigene Gesellschaften eingebracht haben. Dies ist erst bei knapp jeder dritten Kleinstadt der Fall.
Angesichts des grundsätzlich starken Interesses kleiner und mittelgroßer Kommunen an einer Verringerung ihrer Wohnungsbestände überrascht dieser Rückstand zunächst. Allerdings ist zu vermuten, dass viele kleinere Kommunen eine Privatisierung wegen mangelnden Know-Hows scheuen. Zudem ist der Wohnungsbestand häufig zu klein, um für große Investoren interessant zu sein. Hier bieten sich Ansatzpunkte für kleine, oftmals regional verwurzelte Immobilieninvestoren. "In jedem Fall erfordern Investitionen in kommunale Wohnungsbestände einen Balanceakt zwischen Renditezielen und den Anforderungen der öffentlichen Hand. Aus Sicht der Kommunen und der politischen Entscheidungsträger ist das höchste Gebot eben nicht immer auch das beste", so Trappmann.
Die Studie "Kommunale Wohnungsbestände: Ein Auslaufmodell?" können Sie bestellen bei ines.badynski@de.pwc.com
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Dr. Helmut Trappmann PricewaterhouseCoopers AG WPG Advisory Real Estate Tel.: (030) 2636 - 11 61 E-Mail: helmut.trappmann@de.pwc.com
Redaktionshinweis: Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,1 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).
Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=8664 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_8664.rss2
Pressekontakt: Karim Schäfer PricewaterhouseCoopers Corporate Communications / Presse Tel.: (069) 9585 - 54 35 E-Mail: karim.schaefer@de.pwc.com
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
35817
weitere Artikel:
- Eurohypo-Immobilienmarktbericht Deutschland Eschborn (ots) - - Deutscher Büromarkt zeigt Aufwärtstendenz - Für 2007 Rückgang des Angebotsüberhangs erwartet - Spitzenmieten in Top-Lagen ziehen bereits an Der Überhang an Büroflächen in Deutschland wird nach Einschätzung der Analysten der Eurohypo ab dem kommenden Jahr spürbar zurückgehen. Der deutsche Büromarkt habe seine zyklische Talsohle erreicht und zeige Aufwärtstendenzen, heißt es in dem von der Bank veröffentlichten Marktbericht Deutschland 2006". Unterstützt werde diese Entwicklung vor allem durch positive wirtschaftliche mehr...
- Willkommen in der K+N City: König + Neurath präsentiert auf der Orgatec innovatives Konzept "Flächeneffizienz und Raumqualität" Karben (ots) - K+N City, lautet das Motto des Messeauftritts von König + Neurath zur Orgatec in Köln. "Wir haben dafür die traditionellen Bürokonzepte überdacht und werden in Köln echte Innovationen vorstellen," ist Heinz-H. Meyering, Vorstand Marketing und Vertrieb von König + Neurath überzeugt. Flächeneffizienz und die Verbesserung der Raumqualität werden in den kommenden Jahren zum Erfolgsfaktor für die räumliche Organisation von Unternehmen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Flexibilisierung von Arbeitsplätzen. "Der mehr...
- PVC-Recycling weiter auf Erfolgskurs / Bisher beste Bilanz auf der ENTSORGA-ENTECO präsentiert Bonn (ots) - Die Menge an recyceltem PVC erreicht erneut einen Höchststand. "Für das Jahr 2005 schätzen wir die Zunahme gegenüber dem Vorjahr auf über zehn Prozent.", erklärt Werner Preusker, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt e.V. (AgPU). Zu verdanken ist dieser Erfolg der stetigen Informationsarbeit von AgPU und "Aktion: PVC-Recycling", einer Interessengemeinschaft der Recyclingsysteme für Bodenbeläge (AgPR), Dachbahnen (Roofcollect), Fenster (Rewindo), Planen (EPCoat) und Rohre (KRV). Schon in den ersten drei Quartalen mehr...
- access Absolventenumfrage 2006 / Arbeitgeber Audi bei Studenten immer beliebter Ingolstadt (ots) - - Audi ist Aufsteiger in allen Studienrichtungen - Besonders gutes Ergebnis bei Ingenieuren - Nachwuchsförderung wird bei Audi groß geschrieben Nach einer neuen Umfrage des Recruiting-Unternehmens access zählt Audi zu den beliebtesten Arbeitgebern in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Ergebnis für den Ingolstädter Automobilhersteller sogar noch deutlich verbessert: Die Beliebtheitswerte sind im Vergleich bei zur letzten Erhebung bei allen befragten Studienrichtungen Maschinenbau (+ 9,5 %), Wirtschaftsingenieurwesen mehr...
- Moderne Bunkerschiffe bieten einmalige Anlagemöglichkeit Hamburg (ots) - Mit einer Serie von vier Bunkertankern, die das Hamburger Emissionshaus FAFA Capital anbietet, können Anleger in Deutschland erstmals vom Modernisierungsdruck in diesem Schiffsegment profitieren. Kurze Liegezeiten und große Containerschiffe verlangen eine immer höhere Pumpleistung von Bunkertankern. Zudem gilt ab 2015 ein weltweites Verbot für Einhüllentanker. Gleichzeitig müssen aufgrund der überalterten Flotte allein 36 % der kleinen Tankschiffe bis spätestens 2010 verschrottet werden. Aufgrund knapper Werftkapazitäten in diesem mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Finanzen
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Century Casinos wurde in Russell 2000 Index aufgenommen
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|