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Baustelle Sozialversicherung: Gesetzliche Träger vermissen tragfähiges Fundament

Geschrieben am 23-10-2006

Hamburg (ots) - Trotz der Rekordüberschüsse bei der gesetzlichen
Rentenversicherung und der Bundesagentur für Arbeit von insgesamt
mehr als acht Milliarden Euro sowie vermeintlicher Fortschritte bei
der Gesundheitsreform: Die Träger der gesetzlichen Sozialversicherung
blicken eher skeptisch in die Zukunft. Jeder fünfte Entscheider
erwartet, dass sich die Situation im eigenen Zweig bis 2008
verschlechtern wird. Fast die Hälfte wagt keine Prognose über die
finanzielle Entwicklung. Vor allem die Krankenkassen, mit einem
Schuldenberg von vier Milliarden Euro, haben es schwer. Mit einem
verstärkten Controlling wollen die Träger der Sozialversicherung ihre
Ausgaben für die Erbringung der jeweiligen Leistungen und die dafür
notwendigen Verwaltungsstrukturen in den Griff bekommen.
Kooperationen sollen Synergien für neue Investitionen in mehr
Transparenz und Service für die Versicherten freisetzen. Das ist das
Ergebnis der Top-Entscheiderbefragung "Branchenkompass 2006
Sozialversicherungen" von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit
mit dem F.A.Z.-Institut.

Vier der fünf Säulen der gesetzlichen Sozialversicherung stehen in
den kommenden Jahren vor weit reichenden Veränderungen.
Konsolidierungsdruck bei gleichzeitiger Unklarheit über
Rahmenbedingungen und Gestaltungsspielräume führen dabei zu
Verunsicherung im Management. Um die künftigen Herausforderungen zu
bewältigen, wollen die Träger der Sozialversicherung insbesondere das
Controlling verbessern und Kosten senken. In erster Linie soll dies
mit einheitlichen Geschäftsabläufen erreicht werden. Eine verbesserte
Budgetplanung und Qualitätssicherung können ebenfalls zu einem
Rückgang der Ausgaben beitragen und für mehr Transparenz bei den
internen Kosten sorgen.

In vielen Fällen führen Integrationsmaßnahmen im Rahmen von
Fusionen zu den gewünschten Einspareffekten. Der Grund: Der
Gesetzgeber wünscht sich eine kleine Anzahl schlagkräftiger und
fokussierter Träger. Sieben von zehn Befragten sehen sich deshalb von
der Politik unter Fusionsdruck gesetzt. Jeder vierte befragte
Sozialversicherungsträger bereitet gegenwärtig einen Zusammenschluss
vor. Auch Outsourcing-Maßnahmen können sich die Versicherer
vorstellen: Knapp zwei Drittel überlegen, ihr Rechenzentrum in
externe Hände zu geben. Andere klassische Outsourcing-Bereiche wie
IT-Betreuung, Kantine oder Facility Management nehmen über die Hälfte
der Befragten jedoch als Aufgabe des eigenen Hauses wahr. Das
Streichen von Arbeitsplätzen ist bei den Sozialversicherungen
mittelfristig kein Thema: Lediglich elf Prozent der Befragten erwägen
auch Kosteneinsparungen durch Personalabbau.

Als einzige der fünf Säulen hat die Deutsche Rentenversicherung
die Konsolidierung bereits größtenteils hinter sich. Bei ihr sind
sich zumindest zwei Drittel der Entscheider sicher, dass es ihrem
Zweig in Zukunft nicht schlechter ergehen wird als der
Gesamtwirtschaft. Mit diesem Wissen können sie konkret die
strategische Neuausrichtung planen: Angesichts der gestiegenen
Bedeutung zusätzlicher Altersversorgung will sich die Deutsche
Rentenversicherung - neben ihrem Kerngeschäft - als der zentrale
Beratungsdienstleister für Altersvorsorge in Deutschland
positionieren.

Die anderen Zweige der Sozialversicherung haben es schwerer, ihre
Geschäftsplattform zu erweitern. Der Weg zum Erschließen neuer
Geschäftsfelder ist für sie keine Option: Eine Ausweitung der
Geschäftstätigkeit lässt der Gesetzgeber nur in einem eng gesteckten
Rahmen zu. Er bestimmt, was zum Kerngeschäft zählt. Für eine
Erweiterung des Aufgabenfeldes wäre eine Gesetzesänderung notwendig.
Um sich als Dienstleister breiter aufzustellen, setzen die
Sozialversicherungsträger daher auf Kooperationspartner aus Branchen
außerhalb der eigenen Geschäftstätigkeit. Der Gesetzgeber sieht für
die Tätigkeiten der Sozialversicherer zwar eine enge rechtliche
Beschränkung vor, aber durch Kooperationen können die Träger ihr
Produktportfolio ohne rechtliche Hindernisse erweitern.

Neben den Kosten spielt die Ausrichtung am Kunden für alle Träger
der betrachteten Sozialversicherungszweige eine wichtige Rolle.
Jeweils acht von zehn Entscheidern aus diesen Zweigen bewerten das
Thema als sehr bedeutend. Die Befragten legen in den nächsten Jahren
den größten Wert auf den Ausbau der individuellen Kundenberatung
sowie auf die Erweiterung von Leistungen. Zur Verbesserung des
Kundenservice gehört, dass eine Mehrheit der Träger den
Kommunikationskanal Internet ausbauen will. Die Versicherten sollen
sich künftig leichter online über ihre Anwartschaften auf
Sozialleistungen und über Zusatzleistungen der Sozialversicherer
informieren können. Dazu kommt die Möglichkeit, beispielsweise
elektronische Anträge zu versenden.

Nicht nur im digitalen Bereich soll der Service verbessert werden.
Die Versicherer setzen verstärkt auf eine qualifiziertere Beratung
ihrer Kunden: Häufig sind die einzelnen Leistungsangebote bisher gar
nicht bekannt, da zum Produktportfolio jener - wie etwa in der
gesetzlichen Unfallversicherung - auch zahlreiche versicherungsfremde
Leistungen gehören. Deshalb sollen die Versicherungsmitarbeiter
zukünftig auch in der ganzheitlichen Betreuung ihrer Kunden geschult
werden, um diese über die Möglichkeiten der jeweiligen
Sozialleistungen umfassend aufzuklären.

Die aktuelle Studie "Branchenkompass 2006 Sozialversicherungen"
von Steria Mummert Consulting entstand in Zusammenarbeit mit dem
F.A.Z.-Institut. In einer Topentscheiderbefragung informierten 100
Führungskräfte deutscher Sozialversicherungsträger über ihre
Investitionsziele und die Marktpolitik bis 2008.

Originaltext: Steria Mummert Consulting
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=50272
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_50272.rss2

Jörg Forthmann
Faktenkontor GmbH
Telefon: (040) 227 03-7787
Fax: (040) 227 03-7961
Joerg.Forthmann@faktenkontor.de


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