Börsen-Zeitung: Ausweichprogramme, Kommentar zu Aktienoptionsprogrammen von Martin Dunzendorfer
Geschrieben am 24-10-2006 |
Frankfurt (ots) - Einfallsreich sind sie, die deutschen Spitzenmanager. Vor allem, wenn es um die Mehrung ihrer Einkünfte und deren Verschleierung geht. Nachdem in den vergangenen Jahren zum Teil harsche Kritik von Aktionärsvertretern an Aktienoptionsprogrammen für Führungskräfte geübt wurde, gestalten einige Dax-30-Unternehmen diese inzwischen so komplex, dass selbst Experten kaum noch durchblicken.
Anlässe zum Tadel werden daher künftig wohl häufig im Verborgenen bleiben - wenn es sie denn in gewohnter Form überhaupt noch geben sollte. Denn immer stärker werden die sogenannten Stock Options durch Aktien-Incentive-Programme ersetzt, wie die Union Investment in ihrer jährlichen Studie zu dem Thema feststellt. Diese Anreizprogramme müssen in den Rechenschaftsberichten nur vage beschrieben werden; erst auf Nachfrage erhält der Investor detailliertere Informationen. Außerdem bieten Incentive-Programme neben steuerlichen Vorteilen einen ungleich höheren Gestaltungsspielraum, was die Transparenz erfahrungsgemäß nicht gerade erhöht.
Zentraler Kritikpunkt an den klassischen Aktienoptionsprogrammen ist, dass die Manager oft auch dann von ihnen profitieren, wenn der Aktienkurs nur geringfügig steigt oder die Notierungen anderer Unternehmen aus derselben Branche besser abschneiden. Dabei waren Stock Options für Führungskräfte einst mit dem Argument propagiert worden, man könne so das Interesse der Anteilseigner an einer guten Unternehmens- und Wertentwicklung mit dem des Managements verknüpfen. Doch dieser Gedanke wurde vielfach durch fehlende oder viel zu bescheidene Vorgaben (Renditeziele, Eigeninvestments) und sonstige ausübungsfreundliche Details (Umfang, Laufzeit, Deckelung) ausgehebelt.
Den Top-Managern dürfte es schwerfallen, die zunehmende Komplexität von Aktienoptionsprogrammen und die wachsende Zahl von Incentive-Programmen inhaltlich zu begründen. Anfang des Jahrzehnts hätte man das wenigstens noch als "Verteidigung" gegen den grundlegenden Konstruktionsfehler von Stock Options ansehen können: den fehlenden Leistungsanreiz während einer Aktien-Baisse. Die seit 2003 laufende Hausse hat aber im Gegenteil zu überzogenen Gehältern geführt. Offenbar kriegen die Nutznießer also den Mund nicht voll. Der Wille zu Transparenz endet am eigenen Portemonnaie.
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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