Südwestrundfunk (SWR) "Religion hat in Politik nichts zu suchen" 5-teilige SWR2-Reihe mit muslimischen Denkern / Online-Forum www.swr.de/islam
Geschrieben am 25-10-2006 |
Baden-Baden (ots) - "Religion hat in der Politik nichts zu suchen", das erklärt der ehemalige iranische Mullah, Reza Hajatpour, in der Sendung "SWR2 Eckpunkt", die am kommenden Freitag (25.10.) gesendet wird. Reza Hajatpour wurde 1958 im Iran geboren. Noch unter dem Schah wurde er Mullah. Anfangs noch begeisterter Anhänger der islamischen Revolution, geriet Hajatpour zunehmend in Konflikt mit den religiösen Machthabern. 1986 floh er nach Ostberlin. Heute doziert er am Institut für Iranistik an der Universität Bamberg und ist damit wohl der einzige Mullah, der an einer deutschen Hochschule beschäftigt ist. Glaubte er früher daran, mit Hilfe der Religion das Paradies auf Erden schaffen zu können, so misstraut Hajatpour heute dem Islam: "Ich war der Meinung, ich gehe an die theologische Hochschule und kann studieren, wie man ein guter Mensch wird, der an seiner eigenen Person arbeitet und schließlich ein freier Mensch ist, so habe ich mir das Studium an der theologischen Hochschule vorgestellt: als ein Paradies, wo der vollkommene Mensch herangebildet wird, aber das war falsch." Auch der ägyptische Korankritiker Nasr Hamid Abu Zaid geriet in seiner Heimat in das Visier der Islamisten. Wenn er sich an seine Kindheit erinnert, stellt er fest, dass das Verhältnis zur Religion ein anderes war: "Die Leute waren Muslime, sie waren religiös, aber nicht dogmatisch. Sie haben niemanden gezwungen, in die Moschee zu gehen. Sie hatten ein sehr gutes Verhältnis zu Nicht-Muslimen. Ich erinnere mich gut an diese Sphäre von Toleranz und Respekt. Die Leute haben Witze erzählt, die heute niemand mehr akzeptieren würde: Witze über den Propheten oder über Gott. Wer darüber scherzen kann, ist offen und hat nicht das Gefühl, den Propheten oder seine Anhänger zu entmystifizieren", sagte er zum Auftakt der SWR2-Reihe am Montag. 1995 wurde Nasr Abu Zaid unter dem Vorwurf, vom Glauben abgefallen zu sein, zwangsgeschieden. Seither lebt er in Holland, wo er an der Universität Leiden eine Professur inne hat. Für ihn ist klar, dass der Koran die Trennung von Staat und Religion vorschreibt. Denn: "Wo es keine Säkularisierung gibt, kann der Staat die Religion manipulieren."
Im Rahmen der SWR-Themenwoche "Islam - so nah, so fremd" (22. - 29.10.) sendet SWR2 zahlreiche Beiträge, Gespräche und Hintergrundberichte. Das Spektrum der Stimmen ist groß und zeigt, dass es zu einfach ist, den Islam auf eine fundamentalistische Religionsgemeinschaft zu reduzieren. So lässt die fünfteilige Sendereihe "Mit dem Islam im Dialog" der Redaktion "SWR2 Eckpunkt" seit Montag fünf muslimische Denkerinnen und Denker zu Wort kommen, die die aktuellen Debatten um das Erscheinungsbild ihrer Religion verfolgen und prägen. Zusätzlich bietet SWR2 ein Online-Forum an, in dem die Nutzer mit den Porträtierten und anderen Fachleuten diskutieren können. Moderiert und - wo nötig auch übersetzt - wird diese Diskussion von dem Islamwissenschaftler und Publizisten Albrecht Metzger. Weitere Informationen unter www.SWR2.de und unter www.SWR.de/islam
Originaltext: SWR - Südwestrundfunk Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7169 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7169.rss2
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