Südwest Presse: Kommentar zur Totenschändung
Geschrieben am 27-10-2006 |
Ulm (ots) - Es ist keine Frage: Die Fotos der Bundeswehrsoldaten mit Totenkopf in der Hand sind ein Skandal. Auch der Hinweis auf die verrohten Sitten im Internet und auf Videos darf nicht vergessen machen, dass unsere Soldaten in Afghanistan eine andere Rolle haben, als nur die deutsche Gesellschaft widerzuspiegeln. Sie haben einzutreten für Werte des Westens, für die Würde des Menschen und der Toten. Es ist deshalb vorbehaltlos zu begrüßen, dass Verteidigungsminister Franz Josef Jung die beiden Gebirgsjäger sofort vom Dienst suspendiert hat. Auch in der Ausbildung, bei der Inneren Führung und in der Auswahl der Soldaten muss noch kräftig nachgearbeitet werden. Ein anderer Skandal ist aber der, den die "Bild"-Zeitung und der Privatsender RTL daraus machen. Seit drei Tagen schieben sie sich gegenseitig die Fotos zu und sorgen dafür, dass die Affäre derart am Köcheln bleibt. Wenn das so weitergeht, wird der Verteidigungsminister bald nicht mehr nachkommen mit der Suspendierung der Sünder. Dennoch bleibt die Erkenntnis: Von 200 000 im Ausland eingesetzten Soldaten haben sich bisher nur zwei Hand voll daneben benommen. Das ist wenig und bestätigt den guten Ruf, den sich die Bundeswehr bei Auslandseinsätzen bisher erworben hat. Zum Glück sehen das die Offiziellen in Afghanistan auch so. Nur geht die Bedrohung nicht von den Regierenden aus.
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