Westdeutsche Zeitung: Mit ganzer Energie = von Frank Uferkamp
Geschrieben am 06-11-2006 |
Düsseldorf (ots) - So manch einer wird in diesen Tagen aufrüsten: Streichholz und Kerze, jene längst vergessenen Utensilien aus alten Zeiten, bekommen wieder ihre festen Plätze im Haushalt und liegen künftig griffbereit parat. Der Stromausfall vom Wochenende hat klar gemacht, wie abhängig unsere Gesellschaft von der Energie ist. Eine Panne in Norddeutschland hat die Lichter auch in Paris ausgehen lassen - die Welt ist komplett vernetzt, mit allen Risiken und Nebenwirkungen.
Das Ereignis bedeutet tatsächlich eine Zäsur. Als vor einigen Jahren Blackouts weite Teile der USA und Italiens lahm legten, haben unsere Konzerne beschwichtigt: "Das kann bei uns nicht passieren." Jetzt ist aber genau das gleiche eingetreten. Ein lokales Ereignis hat sich mit einem Domino-Effekt fortgesetzt und dabei Millionen Haushalte zeitweise ins Dunkel gestürzt. Dass die genaue Ursache immer noch unklar ist, muss zusätzlich beunruhigen. Im Emsland passieren immer wieder große Schiffe Hochspannungsleitungen, und es gibt eigentlich täglich Schwankungen bei der Windenergie. Die vier großen Konzerne, also Eon, RWE, Vattenfall und EnBW, haben die Aufgabe, Versorgungssicherheit herzustellen. Eon hat jetzt die Verantwortung übernommen und damit eingeräumt: Wir sind überfordert gewesen. Für einen Konzern, der Milliarden-Gewinne macht und wie die anderen Multis auch ständig höhere Preise vom Verbraucher verlangt, ein Armutszeugnis.
Denn der Kunde zahlt in Deutschland viel Geld für den Strom. Er musste in den vergangenen Monaten lernen, dass dies keine Garantie gegen marode Masten oder zusammenbrechende Netze ist. Es ist höchste Zeit, dass sich die deutschen Multis wieder um ihre Hausaufgaben kümmern und in die Netze investieren. Dafür werden sie bezahlt.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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