Neues Deutschland: zur Debatte um die Deutsche Bahn
Geschrieben am 09-11-2006 |
Berlin (ots) - Es ist noch unklar, wie der nun besiegelte Bahn-Börsengang konkret aussehen soll - aber eins steht fest: Bahnchef Mehdorn wird demnächst abheben, ob mit oder ohne Schienennetz. Ein »Champion« wollte er werden - nun kann er mit den Großen spielen.
Wer jetzt Beifall klatscht und viel Glück wünscht bei der Fortsetzung der DB-Erfolgstory, kennt die Daten schlecht. Mehdorn hat viel verändert bei der Bahn, doch für mehr Schienenverkehr hat er sicher nicht gesorgt. Im prestigeträchtigen Personen-Fernverkehr liegt die Beförderungsleistung auf dem Stand von 1993, als die »Bahnreform« die Privatisierung vorbereitete. Seither sind, auch aus Bundeskassen, 100 Milliarden Euro in diesen Bereich geflossen. Der Güterverkehr stagniert, bemerkenswerte Zuwächse hat es nur beim Regionalverkehr gegeben, der ebenfalls massiv bezuschusst wird. Warum sollte es besser werden, wenn Mehdorn ganz sein eigener Herr ist? Wer mit den Großen spielen will, muss ferner damit rechnen, dass diese auf die Regeln pochen. Nach EU-Recht gilt eine Firma als privat, wenn auch nur ein Prozent von nichtstaatlichen Investoren gehalten wird. Vielleicht hat Mehdorn Recht damit, dass die projektierte staatlich-private Organisationsform der Bahn-Infrastruktur potenzielle Käufer nicht schreckt. Schwierigkeiten mit Brüssels Wettbewerbshütern dagegen werden sich kaum vermeiden lassen.
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