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Sofortprogramm im Adlerhorst soll 'Kain' und 'Abel' Überleben sichern

Geschrieben am 10-11-2006

Hamburg (ots) -


Deutsche Wildtier Stiftung will Schreiadler schützen - DBU fördert
Projekt mit knapp 360.000 Euro

Schreiadlerküken sind ein bisschen wie die Söhne von Adam und Eva:
Auch bei den frisch geschlüpften Geschwistern überlebt nur der ältere
"Kain". "Abel" wird von seinem Bruder direkt getötet oder bei den
Fütterungen abgedrängt. Ein genetisch verankertes Phänomen, das der
vom Aussterben bedrohten Art zum Verhängnis werden könnte. Um die
Population der 109 Schreiadlerpaare in den letzten Brutgebieten von
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zu stabilisieren, unterstützt
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein Sofortprogramm der
Deutschen Wildtier Stiftung mit knapp 360.000 Euro: Bevor sich "Kain"
auf "Abel" stürzt, wollen die Naturschützer mit Hilfe der Staatlichen
Vogelschutzwarte Brandenburg und der Naturschutzstation Woblitz das
jüngere Küken in Sicherheit bringen und einige Wochen von Hand
aufziehen. Sobald der Aggressionstrieb beim Nesthocker erlischt, darf
das Nesthäkchen wieder zurück. Ob es dann ein Happy-End gibt - das
werden Peilsender an den Adlern vermelden.

Mit Hilfe der Satelliten gestützten Überwachung wollen die
Naturschützer feststellen, ob die Jungvögel fit aus ihren
Überwinterungsquartieren im südlichen Afrika heimkehren. "Denn für
den Populationsrückgang des Schreiadlers in Deutschland ist der
'Kainismus' der Küken nur eine Ursache", weiß Prof. Dr. Bernd-Ulrich
Meyburg, Vorsitzender der Weltarbeitsgruppe Greifvögel und Eulen. Mit
etwa 10.000 Kilometern lege der Adler auf seinem Zug die weiteste
Strecke aller heimischen Greifvögel zurück. Dabei sei vor allem im
Nahen Osten ihr illegaler Abschuss ein ernstzunehmendes Problem. Die
Stiftung dränge deshalb darauf, den internationalen Schutz entlang
der Zugrouten zu verbessern. Außerdem sei es wichtig, den Schreiadler
in den Anhang der Bonner Konvention, dem Übereinkommen zur Erhaltung
der wildlebenden Tierarten, aufzunehmen. Dadurch könne das rechtliche
Fundament geschaffen werden, um Wilderei für alle Länder entlang der
Zugroute zu untersagen.

"Hinzu kommt, dass der Schreiadler in Deutschland fast 90 Prozent,
also katastrophal viel Lebensraum verloren hat", betont Hilmar
Freiherr von Münchhausen von der Deutschen Wildtier Stiftung. Als
Brutgebiete benötige der etwa 66 Zentimeter große Greifvogel
unzerschnittene, reich strukturierte Gebiete mit urwüchsigen Wäldern
und Feuchtgebieten. Diese finde er in Deutschland fast ausschließlich
in Mecklenburg-Vorpommern und teilweise noch in Brandenburg. Aber
auch dort werde sein Lebensraum dadurch eingeengt, dass Landschaft
durch Siedlungen zerschnitten und Feuchtgebiete entwässert werden.
"Wir bemühen uns schon seit 2003 um eine Renaturierung geeigneter
Flächen in Nordostdeutschland", erläutert Münchhausen. Allerdings
werde es noch einige Zeit dauern, bis sich die Lebensräume der
Schreiadler erholt hätten - vielleicht zu lange.

"Bis die langfristigen Schutzkonzepte greifen, könnte der Adler
als Teil unseres Naturerbes in Deutschland ausgestorben sein",
befürchtet Meyburg. Das Jungvogelmanagement sei hingegen eine
geeignete Sofortmaßnahme. Schon drei bis vier Jungvögel mehr im Jahr
könnten Modellrechnungen zufolge den negativen Trend in Brandenburg
aufhalten. Mit dem DBU-Projekt wollen die Vogelschützer sogar 15 bis
20 weitere Schreiadler auf die Reise in den Süden schicken. "Damit
wollen wir sicher stellen, dass es keinen letzten Schrei des
Greifvogels in Deutschland in naher Zukunft geben wird", sagt
DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde.

Originaltext: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6908
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6908.rss2

Pressekontakt:
Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Katja Cherouny
Anneliese Grabara
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt:

Hilmar Freiherr von Münchhausen
Deutsche Wildtier Stiftung
Telefon: 040/733-39331
Telefax: 040/733-0278
E-mail: H.v.Muenchhausen@DeWiSt.de
www.DeutscheWildtierStiftung.de

Prof. Dr. Bernd-Ulrich Meyburg
Weltarbeitsgruppe für Greifvögel und Eulen e.V.
Telefon: 030/ 893 881-33
Telefax: 030/ 892 80-67
E-mail: WWGBP@aol.com
www.raptors-international.de


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