CEE-Journalistenpreis 2006: Auf welchem Weg nach Europa?
Geschrieben am 10-11-2006 |
Wien (ots) -
- Querverweis: Bilder sind unter http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs abrufbar -
Bosnischer Redakteur Sefik Dautbegovic ausgezeichnet - Preisverleihung im Zeichen des Mordes an Anna Politkowskaja
Der Journalistenpreis "Writing for CEE" ging 2006 an den Journalisten Sefik Dautbegovic aus Bosnien-Herzegowina. Die Verleihung des von APA - Austria Presse Agentur und Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) jährlich ausgeschriebenen Preises fand am Donnerstagabend in Wien statt. Dautbegovic, Redakteur der in Sarajevo erscheinenden Tageszeitung Oslobodjenje, nahm den mit 5.000 Euro dotierten Preis für den Artikel "Mein Land - Auf welchem Weg nach Europa?" entgegen.
Sefik Dautbegovic wurde 1948 in Prozor geboren und arbeitet seit 1973 für Oslobodjenje und andere Medien. Der von einer siebenköpfigen Jury prämierte und vom Schauspieler Fritz von Friedl anlässlich der Preisvergabe in Wien vorgetragene Text behandelt in subtil-ironischer Weise die Suche nach einem Weg von der bosnischen Hauptstadt Sarajevo nach Europa, in Richtung europäische Integration. Dieser Suche stehen aber Hindernisse entgegen, die in den eigentümlichen Nachkriegs-Gegebenheiten in dem Balkan-Land begründet sind. Dautbegovic bedauerte, dass in seiner Heimat die verschiedenen Volksgruppen immer noch "in drei Richtungen ziehen" würden. Die bosnischen Politiker bekamen unter Hinweis auf die Dienstautos einen Seitenhieb ab: "In Bosnien gibt es mehr Audis als Autobahnkilometer." Anerkennungsurkunden erhielten Gustáv Murín (Bratislava), Janina Dragostinova (Sofia) sowie an Hans von der Brelie (Lyon).
Im Rahmen der Preisverleihung wurde weiters eines tragischen, medienpolitisch brisanten Ereignisses gedacht: der Ermordung der russischen Journalistin Anna Politkowskaja, die am 7. Oktober in ihrem Haus in Moskau erschossen wurde.
Als Symptom für den Zustand der russischen Gesellschaft im sechsten Jahr der Präsidentschaft von Wladimir Putin sieht Susanne Scholl, langjährige Leiterin des ORF-Büros in Moskau, den Mord an ihrer Kollegin. Scholl erinnerte daran, dass Anna Politkowskaja "mit Herz und Kopf beobachtet und beurteilt hat, ohne Rücksicht auf eventuelle Wünsche oder Begehrlichkeiten jener, über die sie schrieb. Sie hat auch immer wieder gesagt, dass sich jeder in Gefahr begebe, der im Russland des Wladimir Putin die Wahrheit sagt." Von vielen sei das als übertrieben angesehen worden.
Oleg Chlebnikow, stellvertretender Chefredakteur der russischen Zeitung "Nowaja Gaseta", für die Anna Politkowskaja geschrieben hat, sieht das Attentat symbolisch: "Man gewinnt den Eindruck, dass man mit diesem Mord auch die Journalisten an sich einschüchtern wollte." In den sieben Jahren, die er nun schon für die "Nowaja Gaseta" arbeite, seien drei Journalisten getötet worden, umriss Chlebnikow die prekäre Lage der Presse in Russland.
APA-Chefredakteur Michael Lang, der gemeinsam mit dem CEE-Experten der BA-CA, Helmut Bernkopf, die Begrüßung vornahm, meinte, für Journalisten, die den leider viel zu selten ruhigen Pulsschlag der Zeit beobachten, sei der Mord "an unserer Kollegin in Moskau" ein "Infarkt" gewesen. "Ein Signal, das die Verantwortlichen für das System Medienfreiheit in höchsten Alarmzustand versetzen musste." Die Erinnerung an Anna Politkowskaja solle aufzeigen, wie wichtig die dem Preis zu Grunde liegenden Werte sind, um die Medienfreiheit am Leben zu erhalten. "Nicht umsonst würdigt die Auszeichnung, deren Auslobung sich übrigens ganz bewusst auch an Bewerber aus Nicht-EU-Staaten wie Ukraine, Weißrussland oder Russland richtet, vor allem Beiträge zum Abbau von Grenzen und Vorurteilen, zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses und der guten Nachbarschaft", erklärte Lang.
Diesen Werten hat sich auch die Jury, die heuer insgesamt 60 Texte aus 12 Ländern beurteilte, verschrieben. Mitglieder waren der tschechische Kommunikationswissenschafter Milan Smid, der slowakische Publizist Michael Berko, der slowenische Schriftsteller Joze Hudecek, der polnische Journalist Igor Janke, die ungarische Radio-Journalistin Julia Varadi, die internationale Pressesprecherin der BA-CA, Ildiko Füredi-Kolarik, und Ambros Kindel (Sprecher der Jury) an.
"Writing for CEE" wird 2007 erneut ausgeschrieben. Informationen zum Preis sowie die Teilnahmebedingungen sind unter http://www.apa.at/cee-award abrufbar.
SERVICE: Weitere Informationen: http://www.apa.at/cee-award sowie http://www.ba-ca.com - Press - Journalism Prizes.
Die gesamte Veranstaltung wurde im Internet mittels iOTS übertragen und ist unter Link: http://213.225.63.47/p61919877/ online abrufbar.
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