Literaturnobelpreisträger Pamuk notiert sich jede Idee
Geschrieben am 29-11-2006 |
Hamburg (ots) -
Der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk lässt bei der Komposition seiner Bücher keine Idee verkommen, auch nicht mitten in der Nacht: "Zum Glück habe ich mir früh eine Technik des Aufzeichnens angewöhnt. Auch wenn es mitten in der Nacht ist: Ich stehe auf und mache meine Notizen, da bin ich sehr diszipliniert", sagt Pamuk der ZEIT. "Alle Ideen und Bilder für Romane, die ich irgendwann einmal schreiben möchte, halte ich fest. Und wenn es dann so weit ist, bin ich vorbereitet", sagt er. So kenne er schon die Kapitelfolge eines Buches, wenn er anfange zu schreiben. Am 10. Dezember wird Pamuk in Stockholm mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Pamuk achtet beim Schreiben nach eigenen Angaben nicht auf die Zustimmung der späteren Leser: "Der Leser ist beim Schreiben immer dabei, aber ich habe auch Selbstvertrauen. Ich brauche nicht seine ständige Zustimmung. Ob beim Schreiben des Istanbul-Buches oder meiner anderen, ich bin für die Freude des Lesers, für die Freude seines Intellekts da, aber nicht, um seine Erwartungen zu befriedigen. Ich spiele mit seinen Erwartungen, ich erwarte von ihm, dass er auf der Hut ist, und gehe nicht zum Leser, um seine Zustimmung einzuholen."
Das Schreiben besteht für Pamuk aus zwei Teilen: "Der eine ist: Man befindet sich bereits innerhalb eines Romans, setzt ihn fort, man weiß mehr oder weniger, was man am nächsten Tag schreiben will, man hat Notizen, anhand deren schreibt man dann ... Das mache ich Tag für Tag. Ein anderer Teil, den ich noch mehr genieße als das Schreiben selbst, ist das Fantasieren, das Imaginieren von Details, Szenen, Farben, Linien."
Ohan Pamuk hat an der Columbia University einen Lehrauftrag, der ihn jedes Jahr für drei Monate nach New York führt. Sein letztes Buch "Istanbul - Erinnerungen an eine Stadt" ist im Hanser Verlag erschienen.
Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 49 vom 30. November 2006 senden wir Ihnen gerne zu.
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