WAZ: Wieder weniger Studienanfänger: Schluss mit den Sonntagsreden - Kommentar von Christopher Onkelbach
Geschrieben am 30-11-2006 |
Essen (ots) - Die sinkenden Zahlen der Studienanfänger belegen nicht, dass sich weniger Abiturienten für ein Studium interessieren. Sie beweisen, dass in der deutschen Bildungspolitik etwas gravierend falsch läuft. Die Länder schmücken sich gerne mit neuen Instituten, Graduiertenschulen und Max-Planck-Einrichtungen, gegenüber der Forschung wurde die Lehre lange Zeit sträflich vernachlässigt. Während die Zahl der Studenten stieg, sank die der Professoren. Überfüllte Hörsäle, überlastete Dozenten, belegte Kurse sind die Folgen. Den Hochschulen fehlt Geld an allen Ecken. Fest steht, die Weichen wurden falsch gestellt.
Nun soll der Hochschulpakt bundesweit 90 000 zusätzliche Studienplätze bringen. Das kann nur ein Anfang sein, denn die Prognosen sagen für 2013 und 2014 eine Rekordzahl von 2,7 Millionen Studierenden voraus - 700 000 mehr als heute. Das wäre eine Chance für Deutschland, wenn die Politiker sie nutzen würden. Skepsis ist angebracht. Eine höhere Zahl von Studienplätzen hängt vor allem vom politischen Willen ab, sie auch zu finanzieren. Derzeit aber müssen viele Hochschulen ihre Türen mit Zulassungsbeschränkungen verrammeln, weil das Geld einfach nicht reicht.
Aus falscher Sparsamkeit verpasst Deutschland seine Zukunft. Erst im September kritisierte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass im Vergleich zu anderen Ländern die Zahl der Studienanfänger in Deutschland sinkt. In vergleichbaren Industrienationen nehmen durchschnittlich 53 Prozent eines Jahrgangs ein Studium auf. Bei uns sind es nur noch 35 Prozent. Deutschland verliert beim akademischen Nachwuchs den Anschluss, mahnte der OECD-Bericht.
Das kommt davon, wenn die Politik die falschen Signale setzt. Dazu gehören auch die Studiengebühren. Ob sie dauerhaft vom Studium abschrecken, muss sich zwar noch erweisen. Doch ein Lockstoff für junge Menschen sind sie sicherlich nicht. Das Bafög wurde seit Jahren nicht erhöht. Und der Numerus clausus wurde massiv ausgeweitet. Ohne diese Barriere würde die Lehre ja vielerorts zusammenbrechen. Es fehlt an Dozenten, Laborplätzen, Büchern, Seminarräumen.
Es ist ein zu lange geduldeter Skandal, dass eine wachsende Zahl von jungen, begabten Menschen von einem Studium ferngehalten wird, obwohl wir sie jetzt und in Zukunft so dringend benötigen. Es wird Zeit, den Sonntagsreden über die Vorfahrt für Bildung Taten folgen zu lassen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Telefon: (0201) 804-8975 zentralredaktion@waz.de
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