Rheinische Post: Neue Kauflust
Geschrieben am 01-12-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Alexander von Gersdorff
Die Bürger werfen dieser Tage mit Geld um sich, als käme demnächst nicht die Mehrwertsteuererhöhung, sondern die Sintflut. Der Handel meldet Verkaufsziffern wie seit Jahren nicht mehr, einzelne Spielwaren- oder Elektroartikel werden knapp. Eine für Deutschland ungewohnte Situation. Dieser Aufschwung geht sogar 2007 weiter, trotz der Steuererhöhungs-Bremse. Darin sind sich nicht nur in- und ausländische Experten einig, sondern auch diejenigen, die es am meisten betrifft: Mittelständler und Einzelhändler. Zwei Gründe gibt es dafür, dass die Kaufneigung nicht nachlässt: die steigende Beschäftigung und die Senkung des Arbeitslosenbeitrags auf ein Niveau wie zuletzt zur Wendezeit. Bei aller Verärgerung über die höhere Mehrwertsteuer war dieser Aspekt zuletzt fast untergegangen. Dabei bedeutet er für viele Arbeitnehmer, dass der Saldo aus Be- und Entlastung in etwa bei Null liegt. Derweil sprudeln die Steuereinnahmen. Dass die Mehrwertsteuer-Entscheidung falsch war, weiß mittlerweile auch die Bundesregierung. Sie kann es nur nicht zugeben. Das schlechte Gewissen zeigt sich woanders: in der nochmaligen Senkung des Arbeitslosenbeitrags. Dieses indirekte Schuldeingeständnis ist ihr positiv anzurechnen.
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