LVZ: Ladenschluss: Verdi kündigt Verfassungsklage an
Geschrieben am 03-12-2006 |
Leipzig (ots) - Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gibt sich auch nach dem vielerorts verkaufsoffenen ersten Adventssonntag beim Thema Ladenschluss nicht geschlagen. Laut Verdi-Einzelhandelsexperte Ulrich Dalibor plant die Gewerkschaft eine Verfassungsklage, da der Familienschutz, die Nachtruhe und der besondere Schutz von Sonn- und Feiertagen gefährdet seien. "Es kann gut sein, dass es zu einer Verfassungsklage kommt, da wesentliche Verfassungspunkte im Gesetzgebungsverfahren missachtet worden sind", kündigte Dalibor in der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) an.
Verfassungsrechtler, so Dalibor weiter, hätten in Verdi vorliegenden Gutachten erhebliche Bedenken angemeldet. So sei die gesetzlich geschützte körperliche Unversehrtheit der Mitarbeiter in Gefahr - durch die völlige Freigabe der Öffnungszeiten in einigen Bundesländern und die daraus folgende Nachtarbeit. Auch der besondere Schutz von Familien sowie der Sonn- und Feiertage sei ungenügend beachtet worden. Prognosen, mit der Freigabe der Öffnungszeiten würden die Umsätze im Einzelhandel steigen und mehr Jobs entstehen, seien zudem irreführend. "Die bisherigen Lockerungen beim Ladenschluss zeigen: Das Gegenteil der Versprechen ist eingetreten", so Dalibor.
Der Verdi-Bezirk Thüringen macht sich für ein rotierendes System von länger geöffneten Läden stark. "Wir glauben nicht, dass der Kunde wirklich rund um die Uhr einkaufen will", sagt der Erfurter Bezirksleiter Thomas Voß. "Deshalb sollten wir nach skandinavischem Vorbild ein rotierendes System einführen, bei dem sich Läden mit längeren Öffnungszeiten abwechseln." So könnten im mehrwöchigen Rhythmus bestimmte Geschäfte länger öffnen, während andere zeitiger schließen. In Thüringen ist seit letzte Woche der Ladenschluss an Wochentagen völlig freigegeben.
Sachsens Verdi-Chef Wolfgang Anschütz kündigte an, den Gesetzentwurf in Sachsen sehr kritisch zu prüfen. So sei nicht geklärt, welche Kommunen sich als Touristenorte deklarieren und somit weitergehende Öffnungszeiten sichern könnten. Auch Sanktionsmöglichkeiten bei Verstößen fehlten bislang. "Wir sehen die Gefahr, dass im Gesetz Lücken bleiben, die zum Missbrauch und zur Aushöhlung der neuen Ladenschlussregeln führen", so Anschütz. In Sachsen sollen die Läden künftig wochentags von 6 bis 22 Uhr öffnen.
Der Hauptverband des Einzelhandels (HDE) reagiert gelassen auf die Verdi-Kampfansage. "Wir gehen auch nicht davon aus, dass alle Läden rund um die Uhr öffnen. Doch die Bevormundung des Verbrauchers sollte endgültig vorbei sein", sagt HDE-Geschäftsführer Heribert Jöris. Daher sei ein Rotationssystem, wie von Verdi in Thüringen vorgeschlagen, "Unsinn". Es werde eine Testphase geben, wo die Unternehmen längere Einkaufszeiten anbieten und das Kundenverhalten studieren müssten. "Da werden auch einige Betriebe Lehrgeld zahlen, aber es geht nicht anders", so Jöris. Er rechne mit einer Gewöhnungsphase von einem viertel Jahr, bis die Kunden die neuen Einkaufszeiten akzeptieren und auch nutzen würden.
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