LVZ: Friedenssignale
Geschrieben am 04-12-2006 |
Leipzig (ots) - Von Andreas Dunte Wer mehr Lohn haben will, der hebe bitte die Hand. Besser: Wer weniger haben will. Das lässt sich leichter zählen. Hurra, die Wirtschaft brummt! Zumindest in zahlreichen Branchen ist es so. Die Arbeitslosigkeit geht zurück. Es gibt weniger Firmenpleiten. Allein der Ausblick auf mehr Mäuse in der Tasche wäre das passende Weihnachtsgeschenk. Es überrascht nicht, dass die Gewerkschaften deutliche Forderungen aufmachen. Nach Jahren der moderaten Lohnabschlüsse wächst der Druck der Basis. Jeder spürt am eigenen Leibe, dass die Ausgaben für Strom, Miete, Versicherungen oder Kraftstoff enorm gestiegen sind. Die Unternehmen verbuchen in der Mehrzahl satte Gewinne. Klar, dass auch die Arbeitnehmer davon etwas haben sollten. Die Reaktion der Arbeitgeber ist durchdacht.Zum Auftakt der neuen Metall-Tarifrunde kommen statt der gewohnt ablehnenden Worte nun deutliche Zeichen von Gesamtmetall, dass man gewillt sei, den Fuß von der Lohnbremse zu nehmen. Friedenssignale statt Säbelrasseln - das schafft Ruhe und gibt Sicherheit. In Boomzeiten wie diesen würde Branchen-Chef Martin Kannegiesser auch um seinen Kopf fürchten müssen, wenn er ohne Not für Unruhe an den Bändern sorgt. Die Politik übt sich derweil in Populismus. Mit ihrem konzertierten Eintreten für höhere Löhne versucht die große Koalition vom eigenen Unvermögen abzulenken. Das Kaufkraftpotenzial der Beschäftigten, also die Nettolohnquote ist mit 38,1 Prozent im ersten Halbjahr 2006 auf ein historisches Tief gefallen. Laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung ist dafür neben niedrigen Lohnzuwächsen vor allem die Ausbreitung des Niedriglohnsektors und die noch unter Rot-Grün beschlossene Extra-Belastung der Arbeitnehmer bei der Gesetzlichen Krankenversicherung verantwortlich. Während das Arbeitseinkommen an Boden verliert, legen die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen weiter zu. An dieser Finanzpolitik hat sich auch nach dem Regierungswechsel nichts geändert. Die Mehrwertsteuererhöhung und die Unternehmenssteuersenkung werden die Einkommensverteilung weiter auseinanderdriften lassen. Einer pauschalen Lohnerhöhung soll das aber nicht das Wort reden. Eine Politik der einseitigen Belastung von Arbeitnehmern kann dadurch nicht kaschiert werden. Mag sein, dass der Aufschwung robust genug ist, dass ihm die deutliche Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte nichts anhaben kann. Garantieren kann das aber keiner. Deshalb ist Zurückhaltung vorerst nicht die schlechteste Tugend. Denn eine deutsche Wirtschaft auf Talfahrt mit Nullwachstum ist nun wirklich noch nicht so lange Geschichte. Die Politik sollte sich endlich zurücknehmen. Abschlüsse sind allein Sache der Tarifpartner. Und die haben in der Vergangenheit - bis auf wenige Ausnahmen - mit Umsicht gehandelt und Rücksicht auf weniger starke Firmen und Wirtschaftszweige genommen.
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