LVZ: Zehn Millionen
Geschrieben am 05-12-2006 |
Leipzig (ots) - Von Maja Zehrt Mit den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes verhält es sich wie mit dem aktuellen Wetter: Beide passen nicht in die Zeit. Die frostigen Ergebnisse der Statistiker stehen im Gegensatz zu der sich aufhellenden Konjunktur. Obwohl Unternehmen Rekordgewinne verbuchen, das wirtschaftliche Wachstum für mehr Jobs sorgt, sind über zehn Millionen Bürger in Deutschland von Armut bedroht - im Osten mehr als im Westen. Sie haben weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung; also nicht mal 856 Euro im Monat. Das ist ein Skandal. Es bleibt auch ein Skandal, wenn man in Betracht zieht, dass 1,2 Milliarden Menschen weltweit täglich nur einen Dollar zur Verfügung haben. Denn Deutschland versteht sich als eine führende Wirtschaftsmacht. Daher tröstet der Vergleich mit Portugal und der Slowakei nur wenig, wo fast jeder fünfte Haushalt ein Dasein am Existenzminimum fristet. Und für den Vater, der mit einem Stundenlohn von 3,50 Euro versucht, seine vierköpfige Familie durchzubringen, klingen die Zahlen aus dem Bundesamt sowieso bitter. Er hat am Ende des Monats nicht mehr - im schlimmsten Fall weniger - als eine Familie, die von der Sozialhilfe lebt. Die Arbeitsmarktpolitik der Regierung schützt ihn nicht vor Armut. Wo Gerechtigkeit aufhört und absolute Mittellosigkeit anfängt, all dies lässt sich nicht in Tabellen normieren, sondern liegt immer in der individuellen Betrachtung. Schade ist nur, dass die staatliche Betrachtung offenbar folgenlos bleibt. Regelmäßig kochen Debatten über Unterschichten, Bildungsarmut, Integration hoch. Genauso regelmäßig werden sie nach dem obligatorischen parteipolitischen Geplänkel abgehakt. Die Phänomene sind bekannt. Die Gründe auch. Das größte Armutsrisiko ist nach wie vor ein fehlender Schulabschluss. Die Bundesregierung hat zwar Anfang des Jahres vom UN-Menschenrechtsexperten Vernor Muñoz offiziell erklärt bekommen, dass das deutsche Bildungssystem nicht durchlässig genug ist. Wirklich geändert hat sich seitdem nichts. Auch die Arbeitsgruppe Mindestlohn von Vizekanzler Franz Müntefering hat sich mal wieder vertagt. Zehn Millionen - die Zahl scheint noch nicht dramatisch genug zu sein.
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