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LVZ: Debakel

Geschrieben am 06-12-2006

Leipzig (ots) - Von Kostas Kipuros
Barbara Tuchman, die Grande Dame der amerikanischen
Geschichtsschreibung, hat dem Thema ein Buch gewidmet: Die Torheit
der Regierenden. Warum zogen die Trojaner das verdächtige Holzpferd
in die Stadt, obwohl sie eine List der Griechen vermuten mussten? Und
warum ließ sich Napoleon auf eine Invasion Russlands ein, obwohl
bereits Karl XII. von Schweden ein Fiasko erlitt? Auch über dem
vorerst letzten Kriegsdebakel schwebt eine Frage: Warum entschloss
sich US-Präsident Bush zu einer Invasion des Irak, obwohl Kritiker
voraussagten, was nunmehr eingetreten ist?
Bei aller Vorsicht vor vereinfachenden Erklärungen - die Antwort
lässt sich auf einen Nenner bringen. Die Ziele der
Bush-Administration im Irak und im Nahen Osten waren nie realistisch.
Ein pro-amerikanischer Irak, der als billige und stetig sprudelnde
Ölquelle dient, sich mit Israel verbündet und als Sprungbrett für
eine Demokratisierung der Region sorgt, diese Strategie hat sich als
unumsetzbar erwiesen. Wert und Wirkungsgrad der Vorschläge der
Baker-Kommission müssen sich folglich an einer Korrektur dieser
Strategie messen lassen.
Eine Bestandsaufnahme des Scheiterns ist der Bericht zweifellos. Doch
ist er auch eine Kehrtwende? Die wichtigste Empfehlung - ein
Truppenabzug, noch dazu ohne konkrete Termine - macht noch keine neue
Strategie, er kann nur Teil von ihr sein. Eine politische
Gesamtlösung muss weitaus mehr enthalten. Dazu gehört die
Einbeziehung geächteter Regimes wie Syrien und Iran in eine
Gesamtlösung - selbst um den Preis ihrer Aufwertung. Wird Bush über
diese Hürde springen? Und, wird Israel einer solchen Konferenz
zustimmen? Dazu gehört aber auch die Rücknahme der Erlasse über den
neoliberalen Umbau der irakischen Wirtschaft, die ausländischen
Investoren gestatten, ihre Gewinne steuerfrei aus dem Irak
auszuführen und damit faktisch den Ausverkauf des Irak sanktionieren.
Vieles spricht dafür, dass Bush aus dem Baker-Bericht herauslesen
wird, was ihm ins Konzept passt. Wenn der Präsident die Ideen
interessant findet, heißt das ja noch nicht, dass er sie auch
umsetzt. Das Kommissionspapier ist allenfalls der Anfang einer
Umorientierung. Nicht mehr. Allerdings auch nicht weniger.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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