Rheinische Post: Sinneswandel in Sachen Irak - Von REINHOLD MICHELS
Geschrieben am 07-12-2006 |
Düsseldorf (ots) - Wo der Außenminister a.D. Joschka Fischer Recht hatte, hatte er Recht: "I am not convinced" (Ich bin nicht überzeugt), hatte er Anfang 2003 in München seinem US-Amtskollegen Donald Rumsfeld entgegen gehalten. Rumsfeld, der wie sein Präsident den schnellen Irak-Feldzug wollte, höhnte damals über alteuropäisches, sollte heißen: überkommenes Denken. Heute steht Bush, der Krieg wieder als Mittel der Politik eingesetzt hat, auf den Trümmern seiner Strategie. Er hat den Verbrecher Saddam zur Strecke gebracht, auch gibt es einen Hauch von Demokratie. Die Region jedoch ist nicht befriedet, der Terror nahm zu, nicht ab. Bush geriet der nahöstliche Krisenkern Israel/Palästina aus dem Blick. Und er verursachte - als politischen Kollateralschaden - den Ansehensverlust der Freien in der unfreien Welt.
Nun raten besonnene Köpfe in Washington dazu, sich alteuropäischer Diplomatenkunst zu bedienen, damit Amerika und der Westen insgesamt den Irrweg verlassen und Sympathien zurückgewinnen. Wenn im Weißen Haus und in Downing Street aus Torheit Vernunft werden sollte, wäre Berlin gut beraten, den Sinneswandel durch Rat und (Vermittler-) Tat zu festigen. Merkel hat zwar, als sie noch nicht Kanzlerin war, Bush geschmeichelt, statt ihm zu widersprechen. Aber sie gilt ja als lernfähig.
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