Barrierefreiheit im Internet ist keine Modeerscheinung
Geschrieben am 08-12-2006 |
Erlangen (ots) -
Von Verständlichkeit und Übersichtlichkeit profitiert jeder Internetauftritt - ob er sich an Menschen ohne oder mit Behinderung richtet.
Über die Barrierefreiheit des Internets wird mehr geredet als getan. Zu der Erkenntnis kommt Dr. Markus Nickl, Geschäftsführer der Erlanger doctima GmbH: "Es gibt Tausende von Internetseiten zum Thema Barrierefreiheit. Aber die wenigsten Seiten sind tatsächlich barrierefrei oder zumindest barrierearm." Als Beratungsunternehmen für Informationsmanagement bietet doctima den Service an, Internetpräsenzen auf Barrieren zu untersuchen.
Eine Internetseite muss gut 60 Kriterien erfüllen, bis sie wirklich barrierearm ist. Gerade die Barrieren, die behinderte Internetnutzer am häufigsten aussperren, lassen sich aber oft mit einfachen Mitteln einreißen:
- Browser für sehbehinderte Nutzer beschränken sich auf Textausgabe. Die Internetseite muss also für einen Textbrowser sichtbar und logisch strukturiert sein. Scripten und Applets sind für Textbrowser nicht darstellbar.
- Sehbehinderte Nutzer erfassen Bilder nur über Textbeschreibungen ("Alt"-Texte). Barrierefreie Seiten bieten zu jedem Bild einen aussagekräftigen "Alt"-Text.
- Sehbehinderte Nutzer stellen ihr System oder ihren Browser oft auf größere Schriftarten um. Die Internetseite muss dies unterstützen. Texte dürfen bei größeren Schriftarten nicht ineinander fließen.
- Farbenblinde Nutzer sind auf eine kontrastreiche Graustufendarstellung angewiesen.
- Sehbehinderte Menschen und Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen müssen die Möglichkeit haben, mittels Tastaturbefehlen zu navigieren.
- Geistig behinderte Menschen tun sich mit einfach strukturierten, kurzen Sätzen leichter.
- Für Gehörlose ist oft die Gebärdensprache Muttersprache. Deutsch, auch in der Schriftform, wird damit zur Fremdsprache. Internetseiten, die sich an Gehörlose wenden, sollten Videos in Gebärdensprache anbieten.
- Flackernde Animationen können bei Epileptikern Anfälle auslösen.
Sonderlösung für Behinderte? Weil es schwierig ist, alle Anforderungen auf einer Seite zu erfüllen, fragen sich viele Informationsanbieter, ob sie nicht besser zweigleisig fahren sollen - etwa mit einem barrierefreien Internetauftritt für Sehbehinderte und daneben einen, der Barrieren ignoriert. Markus Nickl warnt vor Konstruktionen: "Sonderlösungen erreichen das Gegenteil des Gewollten und diskriminieren behinderte Menschen noch mehr. Einzig tolerable Ausnahme sind Seiten in Gebärdensprache für Gehörlose und Texte in einfacher Sprache für geistig Behinderte." Von Barrierefreiheit profitieren nach den Erfahrungen Nickls nicht nur Behinderte, sondern alle Menschen, die sich im Internet unter erschwerten Bedingungen informieren müssen. Ein Button, mit dem sich die Schriftgröße einstellen lässt, nutzt neben Sehbehinderten auch Senioren. Einfache Sätze ohne Fremdwörter helfen geistig behinderten Menschen ebenso wie Personen mit eingeschränkten Deutschkenntnissen. Barrierefreiheit ist damit nur eine weitere Stufe der Bestrebungen, die Nutzbarkeit von Internetangeboten zu vergrößern - und damit ein Muss für alle Internetseiten, die sich an eine breite Öffentlichkeit wenden.
Originaltext: doctima GmbH Technische Kommunika Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=63860 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_63860.rss2
Pressekontakt: doctima GmbH Technische Kommunikation Dr. Markus Nickl Gerberei 19 91054 Erlangen Tel. 09131 977928-21 Fax 09131 977928-88 markus.nickl@doctima.de www.doctima.de
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