LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Koalition/Rauchverbot -
Geschrieben am 08-12-2006 |
Leipzig (ots) - Von Dieter Wonka. Zur Halbzeit seiner Amtszeit dreht der Bundespräsident richtig auf. Bisweilen hält er Reden. Aber nachhaltiger bringt er sich auf das politische Spielfeld, indem er Gesetze nicht gegenzeichnet. Jetzt hat es das Verbraucherinformations-Gesetz getroffen. Die Kostenerstattung bei Hartz IVsteckt bereits in Köhlers Pipeline. Ob der Präsident damit seinem Ziel näher kommt, eine zweite Amtsperiode zu gewinnen, ist fraglich. Klar ist nur:Die Regierung der großen Koalition macht es Kontrolleuren leicht, mindestens ihre handwerkliche Fähigkeit zu bezweifeln. Immerhin hat die Regierung Merkel es beim Schutz der Nichtraucher geschafft, sich selbst zu blamieren, ehe der Präsident mit einem verfassungsrechtlich zweifelhaftem Gesetz konfrontiert wurde. Das macht die Sache freilich auch nicht besser. Es ist nicht klar, ob die Tabak-Lobby noch über derartig viel Einfluss verfügt, so dass sie ein überfälliges Raucherschutz-Gesetz verhindern kann. Fakt ist nur, dass die maßgebliche Politik mit ihrem Verwirrspiel in der Sache nichts gegen den Eindruck unternommen hat, als bestimme nicht der Gesundheitsschutz, sondern die Zigarettenbranche den Gang der Dinge. Auch so wird Politik-Verdruss geschürt. War das Kanzleramt im konkreten Fall mit der Organisation der Politik nur überfordert? War oder ist die koordinierende Hilflosigkeit bereits ein Ergebnis der von ganz oben, sprich von der Kanzlerin, vorgegebenen Richtlinienkompetenz: Sich nur ja nicht federführend festlegen, damit man am Ende keinesfalls zu den Verlierern gehört? Tatsache ist:So viele Verlierer gab es schon lange nicht mehr. Die Regierung hat es versäumt, die verfassungsrechtlich gebotene Kooperation zwischen Bund und Ländern frühzeitig anzuerkennen und umzusetzen. Parlamentarier und Fraktionen ließen sich vorschnell und blauäugig von vollmundigen Erklärungen einiger Regierender bremsen. Schon beinah frech wirkt das Verhalten des Gesundheitsministeriums. Hier tut man so, als habe man mit dem Wirrwarr nichts zu tun. Dabei wurde noch vor zwei Tagen ein Gutachten präsentiert, um die volle Handlungskompetenz des Bundes wegen akuter Gesundheitsgefahr zu belegen. Und es war die SPD-Staatssekretärin Caspers-Merk, in trauter Eintracht mit ihrem CSU-Kollegen Gerd Müller, die unkoordiniert ein scheinbar fertiges Maßnahmepaket öffentlich machte. Da war aber lange schon die Warnung aller Verfassungsministerien und der Koalitionsfraktionen vor einem Verfassungskonflikt auf dem Tisch. Geradezu provokant klingt die Begründung des Gesundheitsministeriums, es sei nicht unehrenhaft, beim Nichtraucherschutz über das verfassungsrechtlich Mögliche hinaus zu denken. Regierungspolitik ist nicht die Kunst der virtuellen Revolution, sondern die machbare Praxis zum Wohl der Gesellschaft. Und eigentlich sollte der von der Verfassung gesetzte Rahmen Maßstab für Regierungshandeln sein. Oder hat sich etwas verschoben?
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