Der Tagesspiegel: Die große Koalition will die Patientenverfügung jetzt gesetzlich regeln
Geschrieben am 10-12-2006 |
Berlin (ots) - SPD und Union wollen die Patientenverfügung gesetzlich regeln. Dafür soll es zu Beginn des Jahres 2007 zwei unterschiedliche Gruppenanträge im Parlament geben.
Ein Gesetzentwurf aus Reihen der SPD schlägt vor, dass eine Patientenverfügung generell bindend sein soll. Und zwar "unabhängig von Art und Stadium der Erkrankung" wie es in dem Entwurf heißt. Nur bei Zweifeln über den mutmaßlichen Patientenwillen entschiede das Vormundschaftsgericht. "Das Selbstbestimmungsrecht der Patienten hat Vorrang," sagte der federführende SPD-Rechtspolitiker Joachim Stünker dem Tagesspiegel.
Auch die Union, strebt eine "grundsätzlich bindende" Patientenverfügung an, wie es in einer Vorlage des Rechtspolitikers Wolfgang Bosbach (CDU) für die Fraktion heißt, auf deren Grundlage jetzt ein Gesetzentwurf formuliert wird. Jedoch macht Bosbach eine entscheidende Einschränkung: Eine lebenserhaltende medizinische Maßnahme dürfe nur abgebrochen werden, "bei irreversiblen Grundleiden, die trotz medizinischer Heilbehandlung einen tödlichen Verlauf genommen haben" - die sogenannte Reichweitenbeschränkung.
Eine Ausnahme bei der Reichweitenbeschränkung schlägt aber auch Bosbach vor: Bei Menschen, die über lange Zeit ohne Bewußtsein sind, etwa in einem stabilen Wachkoma verharren, und "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" das Bewußtsein niemals wiedererlangen werden. Auch in diesen Fällen solle bei vorliegender entsprechender Patientenverfügung eine lebenserhaltende Medizin abgesetzt werden.
Bisher ist eine schriftlich hinterlegte Patientenverfügung für Mediziner nicht bindend. In einer Patientenverfügung kann niedergelegt werden kann, welche Behandlung man sich für den Fall, in dem man sich nach einem Unfall oder bei einer schweren Krankheit nicht mehr selbst äußern kann, wünscht oder nicht mehr wünscht
Angesichts der grundlegenden Differenzen wird es einen Gesetzentwurf der Koalition nicht geben. Allerdings haben sich die Rechtspolitiker auch bereits verständigt, dass es keine Fraktionsanträge geben wird. Zu heikel die Materie, zu individuell das ethische Empfinden. Deshalb wollen Union und SPD zu Beginn des Jahres ihre beiden Vorschläge als Gruppenanträge auf den Weg bringen. Die Mehrheit soll im Plenum des Bundestages über alle Parteigrenzen hinweg gefunden werden.
An einer konsensualen Regelung dieser schwierigen Frage hatten sich bereits Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) und die Enquetekommission des Bundestages in der letzten Legislaturperiode ohne Erfolg versucht.
Originaltext: Der Tagesspiegel Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=2790 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_2790.rss2
Pressekontakt: Der Tagesspiegel Chef vom Dienst Thomas Wurster Telefon: 030-260 09-308 Fax: 030-260 09-622 cvd@tagesspiegel.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
44245
weitere Artikel:
- Neues Deutschland: zur Lage im Nahen Osten Berlin (ots) - Dass der Nahe Osten von Krise zu Krise schlittert, ist nicht eben neu. Wohl aber, dass die Flammen, wie am Wochenende, gleich an mehreren Stellen auflodern: In den palästinensischen Gebieten verschärft sich der Streit zwischen Hamas und Fatah. Aus Teheran kommen neue Drohgebärden gegen Israel. In Libanon könnten die Massenproteste gegen die Regierung in einen Bürgerkrieg münden. Und die »internationale Gemeinschaft« schaut zu. Wieder einmal. Nur auf den ersten Blick haben Palästina und Iran nichts mit der Eskalation in mehr...
- Westfälische Rundschau: Westfälische Rundschau (Dortmund) zu Rauchverbot: Gespräch mit dem SPD-Gesundheitsexperten Lothar Binding - "Kampf geht weiter" Dortmund (ots) - Berlin. Der Kampf für einen besseren Schutz für Nichtraucher geht weiter: Die Initiatoren des parteiübergreifenden Gruppenantrages wollen die Bundesregierung doch noch bewegen, bundeseinheitliche Rauchverbote zu verhängen. "Wir werden die Bundesregierung beauftragen, ein Gesetz zu machen. Dann muss sich die Bundesregierung die Rechtsgrundlage suchen. Nach unserer Überzeugung lassen sich Rauchverbote einheitlich über das Arbeitsstättenrecht regeln", sagte einer der Initiatoren der Nichtraucherinitiative, der SPD-Abgeordnete mehr...
- Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert zu Pkw-Maut Frankfurt/Oder (ots) - Das Manöver ist durchschaubar: Es geht darum, eine neue Geldquelle zu erschließen und das, wo bereits jetzt jeder sechste Steuer-Euro von Autofahrern stammt aus der Mineralöl-, Kfz- und Ökosteuer. Noch ist von einer pauschalen 100-Euro-Vignette die Rede. Von dort ist jedoch der Weg zu einer entfernungsabhängigen Gebühr nach dem Vorbild der Lkw-Maut nicht mehr weit. In Zeiten, in denen dieselben Politiker von den Arbeitnehmern Mobilität fordern, wollen sie also bei denjenigen kassieren, die weite Wege zur Arbeit mehr...
- Lausitzer Rundschau: Horst Köhler und die Große Koalition: Ein Mann sucht seine Rolle Cottbus (ots) - Als Berichterstatter kann man Horst Köhler mit einer gewissen Gelassenheit zuhören. Wenn das Staatsoberhaupt ans Rednerpult tritt, klammert es sich in der Regel Wort für Wort an sein Manuskript. So entstehen Ansprachen weitgehend ohne Esprit. Köhlers Worte verhallen deshalb oft, seine verbalen Einmischungen überdauern nur selten die nächste Woche. Zweieinhalb Jahre ist er jetzt im Amt, Halbzeit für den Mann im Schloss Bellevue. Er ist unter anderen Vorzeichen zum Staatsoberhaupt gekürt worden: Köhler sollte Vorbote einer mehr...
- Südwest Presse: Kommentar zur Pkw-Maut Ulm (ots) - Die Pkw-Maut kommt, vielleicht früher, vielleicht auch erst etwas später. Und noch etwas kann man als sicher annehmen: Unterm Strich dürften die Autofahrer trotz aller Kompensationsversprechungen doch wieder stärker zur Kasse gebeten werden. Dennoch ist die Autobahnmaut nicht in Bausch und Bogen zu verteufeln. Es macht Sinn, damit auch ausländische Autofahrer an unserem Straßenbau angemessen zu beteiligen, die Länder um uns herum machen dies schließlich schon seit langem vor. Es macht auch Sinn, wenn das Autofahren selbst über mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|