Neues Deutschland: zum Besuch von Premier Olmert, den deutsch-israelischen Beziehungen und Israels Atomwaffen
Geschrieben am 12-12-2006 |
Berlin (ots) - Vielleicht war es ja nur unbedacht dahergeredet, wie die Opposition daheim ihre Rücktrittsforderungen begründet. Vielleicht hatte Premier Olmert auch den künftigen Pentagonchef Gates im Ohr, der Israel vor einigen Tagen ganz selbstverständlich und öffentlich zu den Atomwaffenmächten zählte, vielleicht auch die unsäglichen Reden zu gleicher Stunde auf der so genannten Holocaustkonferenz in Teheran. Oder der Gast in Berlin dachte an weitere deutsche U-Boote, um die nukleare Schlagfähigkeit seiner Streitkräfte auszubauen. Ein Geheimnis hat er jedenfalls nicht verraten. Spekuliert wird schon lange nicht mehr ob, sondern nur noch wie viele und welche Kernwaffen Israel besitzt. Politik hat man damit in Wahrnehmung heftiger arabischer Feindschaft seit 50 Jahren gemacht. Doch funktioniert dieses Prinzip der Abschreckung heute noch? In Israel spricht man da gern von der »Samson-Option«, nach jenem biblischen Berserker, der die Säulen des Königspalastes einriss, um die Philister zu vernichten. Wobei er auch selbst den Tod fand. Bedeutet der Besitz der Atombombe wirklich mehr Sicherheit? Oder wird er von den Nachbarn nicht vielmehr als Bedrohung empfunden, der man nur mit gleicher Münze beikommen kann? Israels Kernwaffen lösen kein Problem in Nahost, sie sind Teil des Problems und setzten, ob gewollt oder nicht, das nukleare Wettrüsten dort erst in Gang. Eine kernwaffenfreie Zone in der Region könnte es vielleicht stoppen.
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