Der Tagesspiegel: Trichet weist Kritik an EZB zurück - "Weiche Abschwächung" in den USA
Geschrieben am 17-12-2006 |
Berlin (ots) - Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, hat seine Erläuterungen der Leitzinserhöhung in der vergangenen Woche als eindeutig verteidigt. "Was der Markt perfekt verstanden hat, ist, dass wir tun werden, was notwendig ist, ohne unsere Hände ex ante zu binden", sagte er dem Tagesspiegel (Montagausgabe) in einem Interview. "Wir wissen, wo wir hin müssen, es gibt keinen Zweifel über unser Ziel: Preisstabilität." Jeder könne sich seine eigene Meinung über die Lage die Weltwirtschaft oder die Rahmenbedingungen machen. "Wenn es unterschiedliche Auffassungen im Markt gibt, dann liegt das an den unterschiedlichen Annahmen darüber, was notwendig ist, um Preisstabilität zu gewährleisten."
Trichet wandte sich gegen die Kritik an seiner Geldpolitik. "Ich unterstreiche, dass wir die Kaufkraft der Schwächsten in unserer Gesellschaft verteidigen. Die sind es ja, die vor allem unter Inflation leiden." Die Bürger verlangten nicht weniger, sondern mehr Wachsamkeit bei der Inflation. Preisstabilität sei für nachhaltiges Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen wichtig. Ausdrücklich wies Trichet die Forderung mehrerer französischer Politiker zurück, die EZB stärker unter politische Kontrolle zu stellen. "Wir sind unabhängig, weil das von unseren politischen Demokratien so entschieden worden ist." In seinem Heimatland Frankreich sei dafür sogar die Verfassung geändert worden.
Das gebremste Wirtschaftswachstum und den schwachen Dollar sieht Trichet derzeit nicht als Risiko an. "Es ist eine weiche Abschwächung, die derzeit beobachtet wird." Er bekräftigte, übertriebene Volatilität und störende Bewegungen der Wechselkurse seien für das wirtschaftliche Wachstum nicht erstrebenswert, verwies aber auch auf die Erklärungen der US-Regierung, sie sei an einem starken Dollar interessiert.
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