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WAZ: Die Deutschen spenden: Herzlichen Glückwunsch - Leitartikel von Birgitta Stauber-Klein

Geschrieben am 20-12-2006

Essen (ots) - Diese so reichen Oligarchen. Dieser
Korruptionssumpf. Diese dubiosen Todesfälle russischer
Oppositioneller. Warum eigentlich sollen wir für einen Kindergarten
spenden, wenn es in St. Petersburg genug Reiche gibt, die eine
derartige Einrichtung aus der Portokasse finanzieren könnten?

Ein Tsunami erschüttert nicht nur Südostasien. Er rührt dank der
medialen Aufmerksamkeit, und zwar weltweit, so sehr die Menschen an,
dass Hilfsorganisationen zum ersten Mal mehr Geld sammeln, als sie
für ihre Projekte ausgeben können. War das wohl ein wenig zu viel der
Herzensgüte?

Apropos mediale Aufmerksamkeit: Die vorweihnachtliche
Topsendezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bietet viel für das
gute Gefühl, für die Unterhaltung. Das macht den Geldbeutel locker,
wie sehr, kann sogar das Millionenpublikum dank Laufband mit
Spendernamen und Eurobeträgen mitlesen. Verlage und Firmen sonnen
sich in der guten Stimmung, Stars und Sternchen feiern mit Champagner
die eingefahrenen Rekordsummen. Kommt da vielleicht ein zwiespältiges
Gefühl hoch?

Wenn es um Spenden geht, um den guten Zweck, gibt es allen Grund
zu zweifeln, zu prüfen, sich zu informieren. Um festzustellen: Wenn
seriöse Hilfsorganisationen nicht vor Ort sind, sterben mehr Menschen
in Katastrophenregionen. Sind die Chancen der Kinder auf ein besseres
Leben geringer.

Gezielte Projekte wie die Hilfe für Kinder von HIV-infizierten
Müttern in St. Petersburg rütteln auch die Menschen vor Ort auf,
denen klar wird, wie unvorstellbar gnadenlos der Umgang mit den
Kindern ist, die dazu verdammt sind, zu Verlierern der Gesellschaft
heranzuwachsen. Ärzte und Krankenschwestern lernen, dass sie ohne
Risiko HIV-infizierte Menschen pflegen und behandeln können. Behörden
erfahren, dass die Kinder eine Chance verdient haben.

In Sri Lanka, in Galle, wo der Tsunami großes Leid und immense
Schäden hinterließ, wird übrigens längst an der neuen Geburtsklinik
gebaut. 15 000 Kinder werden dort jährlich zur Welt kommen, jeden Tag
wird es 40 bis 60 Geburten geben. Ein teures Projekt: Neun Millionen
Euro kostet die Klinik. Neun Millionen, die zu einem großen Teil
WAZ-Leser spendeten. Sie haben dazu beigetragen, dass die
Kindersterblichkeit in der Region sinken wird.

Die Deutschen spenden so viel wie nie zuvor. Das ist wohl ein
Ergebnis der Globalisierung: Erst der Blick über den eigenen Horizont
hinaus macht empfänglich für die Notlage von anderen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de


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