Westdeutsche Zeitung: Biolebensmittel = von Christoph Lumme
Geschrieben am 07-01-2007 |
Düsseldorf (ots) - Die Nachfrage an Bio-Produkten wächst so rasant, dass die Hersteller nicht nachkommen. Dies ist vordergründig ein Dilemma, bei genauerer Betrachtung aber verbirgt sich dahinter auch eine gute Nachricht. Was die eigene Ernährung betrifft, hat das Prinzip "Geiz ist geil" offenbar ausgedient. Die Bilder von Gammelfleisch, von Rindern im Wahn und albtraumhafter Massentierhaltung haben sich tief ins Bewusstsein der Menschen gegraben. Dem Verbraucher kommt es nun wieder auf Qualität an, und zwar nicht nur im Bioladen, sondern auch vor den Regalen des Supermarktes.
Aldi hin, Lidl her: Für die eigene Gesundheit sind die Kunden bereit, mehr zu bezahlen, und die Discounter haben sensibel auf das veränderte Konsumverhalten reagiert. Was sich von der Politik nicht behaupten lässt. Ganz im alten Klischee vom weltfremden Müsli-Hansel gefangen, hat sie einmal mehr eine globale wirtschaftliche Entwicklung verschlafen. Zwar zählte Deutschland zu den Bio-Anbauländern der ersten Stunde. Doch seit den Pionier-Tagen in den 80er Jahren gelang es der Öko-Landwirtschaft nicht, sich aus ihrem Nischendasein zu befreien. Statt den Bewusstseinswandel zur Kenntnis zu nehmen und die Umstellung von Betrieben zu fördern, tat die Politik das Gegenteil: Sie kürzte die Prämien für Bauern, die den Schritt in die Bio-Produktion wagen wollten.
Es ist deshalb kein Wunder, dass Länder wie Ägypten und Argentinien die Lücke füllen und nun vom boomenden Bio-Massenmarkt profitieren. Die deutsche Schwerfälligkeit hingegen gefährdet nicht nur die internationale Konkurrenzfähigkeit der heimischen Landwirtschaft. Sie ist auch umweltfeindlich, denn Öko-Äpfel vom anderen Ende der Welt mögen gesund sein für den Verbraucher: Für die Umwelt sind sie nur schwer verdaulich.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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