WAZ: Stoiber muss Treue-Eid erzwingen: Der CSU fehlt die Courage - noch - Kommentar von Ulrich Reitz
Geschrieben am 08-01-2007 |
Essen (ots) - Als die Sache losging, da konnte man noch staunen: Wer ist Frau Pauli? Heute weiß jeder, der Zeitung liest, dass die Frau Pauli die ist, welche den Stoiber gerade umbringt. Bleibt hinzuzufügen, dass der Umzubringende sich dieses Schicksal hart erarbeitet und somit redlich verdient hat. (Die Loyalitäts-Erklärung der CSU von gestern ist lustlose Pflichterfüllung.)
Stoiber glaubte, die Pauli ignorieren zu können; jene Frau, die seit 30 Jahren in der CSU ist, davon 18 Jahre im Parteivorstand zubrachte, vor 17 Jahren der SPD (in Volkswahl) das Landratsamt im roten Gürtel um Nürnberg abjagte, Deutschlands jüngste Landrätin wurde - und: über politische PR am Beispiel der CSU promoviert worden war. Mit anderen Worten: Die Frau ist ein emanzipierter Profi, und Stoiber behandelte sie als Weibchen. Welch eine Macht-Arroganz, welche Verblendung. Kein Wunder, wenn sie ihm vorhält, ein Problem mit Frauen zu haben, die nicht, wie Stoibers weibliche Kabinettsmitglieder, per se auf Loyalität zum Meister verpflichtet sind. Weshalb hat Stoiber so eine nicht längst zur Ministerin gemacht?
Gute Führungspersönlichkeiten nehmen Kritik ernst. Warum macht Stoiber sich nicht Gedanken, wenn eine erfolgreiche Frau, lebenserfahren, zweimal getrennt und allein erziehend, den Vorwurf erhebt, die CSU sei unter Stoiber zu einer männerbündischen Vereinigung geworden, die an den Problemen vieler Frauen vorbei-idyllisiert? Anderswo, bei der Schwesterpartei CDU zum Beispiel, wird längst hart gerungen um ein neues Frauen- und Familienbild, das die Traditions-Familie achtet und doch andere Formen des Zusammenlebens respektiert. Indem Stoiber diesen gesellschaftlichen Trend ignoriert, schadet er (und nicht Pauli) seiner Partei. Überhaupt: dass Stoiber ihr mit Rauswurf drohen ließ - eine viel sagende Frechheit. Was wäre das denn wohl für eine Partei, die ein verdientes Mitglied nur wg. Majestätsbeleidigung, also einem vordemokratischen Delikt, verlassen müsste?
Und die viel beschworene bundespolitische Bedeutung der CSU - wo äußerte sie sich denn, außer in verdrussförderndem Hickhack und in der Destruktion? Tatsächlich hat Stoiber, auch durch sein wohl nur noch von Satirikern ernst genommenes Auftreten, die CSU längst auf den Status einer Bayernpartei herabgewirtschaftet. All das weiß man in der CSU, dank Pauli wird darüber nun auch geredet. Stoiber droht ein würdeloser Abschied auf Raten. Traurig nur, dass er auf diese Art das Vorurteil bestätigt, wonach Politiker jene sind, die nicht wissen, wann ihre Zeit gekommen ist.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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