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Börsen-Zeitung: Beten für Schnee, Kommentar zur Ölpreisentwicklung von Frank Bremser

Geschrieben am 08-01-2007

Frankfurt (ots) - Eigentlich machen dies Kinder, die von einer
weißen Weihnacht träumen: Beten für Schnee. Doch das Stoßgebet
mancher Investoren und Herrscher am Persischen Golf dürfte derzeit
ähnlich klingen: Bitte lass es kälter werden, vor allem in den USA.

Denn der Ölpreis ist zuletzt auf breiter Front gefallen: Hatten
vor nicht allzu langer Zeit Analysten noch die 100 Dollar ausgerufen,
ist die Notierung nun bei knapp 55 Dollar angelangt. Damit hat der
Preis seit Jahresbeginn um gut 10% nachgegeben. Einer der Hauptgründe
für den Niedergang beim Schwarzen Gold ist der milde Winter. Es ist
zu warm, Schnee macht sich rar, die Öfen bleiben aus. So sind die
Ölläger der Amerikaner ungewöhnlich gut gefüllt. Zudem sind wieder
Sorgen um eine Abkühlung der US-Wirtschaft aufgekommen, was ebenfalls
für fallende Preise sprechen würde.

Aber auch andere Faktoren drücken auf den Ölpreis. Die
geopolitische Lage, die noch Mitte 2006 für einen Großteil des
Preisanstiegs verantwortlich war, hat sich merklich entspannt. Die
Töne aus Iran und Nordkorea sind milder geworden, die Gefahr einer
militärischen Eskalation oder die Sorge, dass der Iran den Ölhahn
zudreht, scheint vorerst gebannt. Dementsprechend haben die ersten
Analysehäuser und Ökonomen ihre Prognosen für den Ölpreis im ersten
Quartal 2007 nach unten korrigiert.

Der (zu niedrige) Ölpreis hat indes die Minister der Organisation
erdölexportierender Länder (OPEC) aufgeschreckt. Schon machen
Gerüchte über eine bevorstehende Förderkürzung die Runde. Die
Konsumenten können jedoch ruhig bleiben. Schon die letzten beiden
Produktionsdrosselungen konnten den Ölpreis nur kurzfristig stützen,
nicht zuletzt deshalb, weil es immer häufiger Zweifel an der
Durchsetzung der Beschlüsse innerhalb des Kartells gibt.

Also spricht vieles dafür, dass der Ölpreis vorerst auf dem
jetzigen Niveau verharrt. Dennoch bleiben immer viele Unwägbarkeiten
- geopolitische Verwerfungen, Naturkatastrophen oder Förderausfälle
sind ja bekanntlich nicht vorauszusehen. Wie nun am Montag, als die
Weißrussen den Mitteleuropäern den Ölhahn zudrehten und der Ölpreis
kurzzeitig anzog, später aber dann wieder deutlich nachgab.
Auf kurze Sicht scheint es deshalb für Ölinvestoren und Opec-Staaten
wohl nur eine Möglichkeit zu geben: Beten für Schnee.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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