LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zur Energiepolitik -
Geschrieben am 09-01-2007 |
Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder. Für Panik besteht kein Anlass, für Besorgnis allerdings schon: Wegen des - vermutlich nicht dauerhaften - Ausfalls des russischen Öls aus einer weißrussischen Pipeline werden vorerst weder die europäische noch die deutsche Energieversorgung zusammenbrechen. Aber das unfreundliche Signal, das aus dem Osten kommt, ist laut und deutlich: Egal, ob nun Minsk oder Moskau mit dem Fuß auf der Leitung steht, die Westeuropäer müssen sich in Zukunft politisch wärmer anziehen. Denn sowohl das halbdemokratische Russland als auch das diktatorisch regierte Weißrussland sind, Verträge hin, Verträge her, unsichere Kantonisten. Beide Staaten und ihre derzeitigen Regierungen haben keine Skrupel, Energierohstoffe und deren Preise als Machtvehikel und Bedrohungsszenarien einzusetzen. Gegeneinander und gegen andere. Auf Dauer kann davor nur eine Demokratisierung dieser Länder bis hin zu funktionierender Rechtstaatlichkeit und -sicherheit schützen, aber nicht die geplante direkte Ölleitung zwischen Russland und Deutschland. Natürlich: Auch die Russen sind auf die Einnahmen aus den Exporten nach Westeuropa angewiesen. Aber mit den wirtschaftlich aufblühenden Schwellenländern wie China und Indien, die immer mehr Öl auf dem Weltmarkt aufkaufen, wächst die Erpressbarkeit der traditionellen Industrienationen - auch politisch über das übliche Spiel von Angebot und Nachfrage hinaus. Dass der russische Präsident Putin sogar einen längerfristigen Ausfall der Ölleitung sowie die Drosselung der Ölproduktion nicht ausschließt, ist dazu geeignet, das angeschlagene Verhältnis des nach Gerhard Schröders Ansicht lupenreinen Demokraten zur EU weiter erodieren zu lassen. Vertrauensbildendes Krisenmanagement sieht anders aus. Putins Wink mit der Brechstange ist ihm wichtiger als der internationale Imageverlust. Bundeskanzlerin Merkel hat schnell, zielgerichtet und sachkundig auf die Herausforderung reagiert: Ihre Kompetenz als ehemalige Umweltministerin ist nicht zu übersehen. Allerdings auch der nächste Streit in der großen Koalition nicht. Denn ihre richtige Anregung, den Ausstieg aus der Kernenergie zu überdenken, ist für ihren eigenen sozialdemokratischen Umweltminister Gabriel eine ideologische Zumutung. Ausgerechnet während ihres EU-Vorsitzes muss Merkel zusehen, wie sich die meisten Länder der Union leichter damit tun, die Energieversorung zukunftssicher zu machen. Deutschland dagegen legt sich Fesseln an, die das Land langfristig teuer zu stehen kommen können. Mit dem Erhalt von Kernenergie neben Kohle, Gas, Wind, Wasser, Sparen und Effizienzsteigerung als Bestandteil eines weit gefächerten Energiemixes ließe sich nicht nur die Versorgungssicherheit erhöhen und die Abhängigkeit vom Öl reduzieren, sondern auch die das Klima verändernde Erderwärmung besser bekämpfen. Mit ihrem Vorstoß für einen intelligenten Energiemix kann Merkel im Rest der EU mit weit mehr Zustimmung rechnen als am eigenen Kabinettstisch.
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