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Arzneitherapie im Alter: Dosierungen häufig zu hoch

Geschrieben am 13-01-2007

Berlin (ots) - Bei der Arzneitherapie im Alter sollten bestimmte
Arzneimittel nicht zur Anwendung kommen, da sie den Patienten mehr
schaden als nützen. Entsprechende Empfehlungen will nun die
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) erarbeiten,
kündigten Arzneimittelexperten heute auf einem Symposium der AkdÄ im
Rahmen des 31. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer in
Berlin an. Risiken entstünden auch durch die falsche Dosierung der
Medikamente: "Bei der Arzneitherapie im Alter werden häufig zu hohe
Dosen eingesetzt, ohne dass die im Alter bei vielen Patienten
reduzierte Nierenfunktion berücksichtigt wird oder die speziellen
Risiken, die sich aus der - bei älteren Menschen nicht zu umgehenden
- Verordnung mehrerer Medikamente ergeben", sagte der Klinische
Pharmakologe und langjährige Vorsitzende der AkdÄ, Prof. Dr. Bruno
Müller-Oerlinghausen.

Therapieleitlinien würden heute bereits für viele Krankheitsbilder
zur Verfügung stehen. Ihre Empfehlungen hätten aber meist den
"idealen" Patienten zum Gegenstand, wie er für klinische Studien
rekrutiert würde. "Es bedarf pharmakologischer Kompetenz und
ärztlicher Vernunft, um vor dem Hintergrund einer bei älteren
Patienten häufig bestehenden Multimedikation eine optimale
Arzneitherapie sicher, wirksam und wirtschaftlich vertretbar
durchzuführen", erklärte Müller-Oerlinghausen.

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko der Multimorbidität.
Bereits heute leiden 48 Prozent aller Patienten über 65 Jahren an
wenigstens drei chronischen Erkrankungen, 21 Prozent haben fünf
Erkrankungen und mehr. Der demographische Wandel wird diese
Entwicklung in den nächsten Jahren verstärken. "Multimorbidität ist
assoziiert mit einer verminderten Lebensqualität, mit körperlichen
Einschränkungen und Behinderungen, einer hohen Inanspruchnahme des
Gesundheitswesens, mit Multimedikation und dadurch auch mit einem
erhöhten Risiko für unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen",
erklärte Dr. Hans Harjung, niedergelassener hausärztlicher Internist
aus Griesheim. Im Durchschnitt werde jeder gesetzlich Versicherte
über 60 Jahren täglich mit 2,6 Arzneimitteln behandelt, Versicherte
zwischen dem 80. und 84. Lebensjahr sogar mit täglich 3,3
Wirkstoffen. Welche speziellen Risiken der Therapie dadurch bei
hochbetagten Patienten entstehen, haben zwei deutsche Studien
deutlich gemacht, über die Prof. Dr. Petra Thürmann, Direktorin des
Philipp Klee-Instituts für Klinische Pharmakologie am Klinikum
Wuppertal, auf dem Symposium berichtete.

Besondere Kompetenz fordert die AkdÄ für die Arzneitherapie von
Tumorerkrankungen bei geriatrischen Patienten. Prof. Dr. Wolf-Dieter
Ludwig, Hämatologe und internistischer Onkologe in Berlin und vor
wenigen Wochen zum neuen Vorsitzenden der Arzneimittelkommission
gewählt, wies darauf hin, dass präzise Informationen zu
Patientencharakteristika und zu den meist ohnehin
nebenwirkungsreichen Wirkstoffen in der Tumortherapie Vorbedingung
für eine wirksame und sichere Behandlung sind. Oft seien diese
Informationen nicht in geeigneter Form zugänglich, da ältere
Patienten in klinischen Studien zur Tumorbehandlung nicht
eingeschlossen würden.

Die AkdÄ ist ein wissenschaftlicher Fachausschuss der
Bundesärztekammer mit dem Auftrag, die Organe der verfassten
Ärzteschaft und insbesondere die hausärztlich tätige Ärzteschaft
unabhängig und aktuell über Nutzen und Risiken von Medikamenten zu
beraten.

www.bundesaerztekammer.de
www.akdae.de

Originaltext: Bundesärztekammer
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=9062
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_9062.rss2

Pressekontakt:
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft, Tel. 030/400456-700 od.
0172-2142791


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