Deutschland im EU-Vergleich
Geschrieben am 15-01-2007 |
Wiesbaden (ots) - Wie Deutschland in der Gesamtsicht wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Indikatoren im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn steht, zeigt die neue Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes "Im Blickpunkt: Deutschland in der EU 2006". Mit Blick auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 beschreibt die Publikation, in welchen Bereichen Deutschland im EU-Vergleich eine Spitzenposition einnimmt, sich im Mittelfeld oder im Schlussdrittel befindet. Die in dem Band enthaltenen Ländervergleiche basieren auf den aktuell vorliegenden harmonisierten Daten von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften (Datenbankstand: September 2006).
Deutschland ist die mit Abstand größte Handelsnation der EU-25. Im Jahr 2005 betrug der deutsche Außenhandelsüberschuss 158,0 Milliarden Euro. Die zweitplatzierten Niederlande erwirtschafteten mit 34,9 Milliarden Euro nur rund ein Fünftel des deutschen Überschusses. Auch was die Inflationsrate betrifft, liegt Deutschland an der europäischen Spitze: Mit einer Teuerungsrate von 1,9% im Jahr 2005 gehörte Deutschland neben Finnland (0,8%) und den Niederlanden (1,5%) zu den drei preisstabilsten Ländern der Eurozone.
2004 zählte Deutschland bei den Hochschulabsolventen in Mathematik, Naturwissenschaft und Technik mit einem Anteil von 26,9% aller Hochschulabsolventen zur EU-Spitzengruppe. Gute Werte wurden auch bei den Patenten im Hochtechnologiebereich und den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) erreicht. Mit 21,5 Patenten je eine Million Einwohner (2003) und FuE-Ausgaben in Höhe von 2,5% des BIP (2004) zählte Deutschland zu den führenden EU-Mitgliedstaaten.
In keinem EU-Land wird zurzeit das nötige Niveau zur Reproduktion der Elterngeneration von durchschnittlich 2,1 Kindern je Frau erreicht. Deutschland hat mit 1,37 Kindern je Frau (2004) nicht die niedrigste Geburtenziffer in Europa, sondern liegt im Mittelfeld. In elf Ländern lag das Geburtenniveau noch niedriger, unter anderem in der Tschechischen Republik, Polen und Slowenien mit jeweils durchschnittlich 1,2 Kindern je Frau. Die Länder mit der höchsten Geburtenziffer waren Irland (1,99), Frankreich (1,90) und Finnland (1,80).
Bei der Erwerbstätigenquote älterer Menschen befindet sich Deutschland ebenfalls im Mittelfeld: 45% aller 55- bis 64-Jährigen waren 2005 hierzulande erwerbstätig. Der EU-Durchschnitt betrug 42,5%. Dabei bestanden große Unterschiede in den 25 EU-Mitgliedstaaten: Während beispielsweise in Schweden 69% der 55- bis 64-Jährigen am Erwerbsleben teilnahmen, waren es in Polen nur 27% der Gleichaltrigen.
Beim Wirtschaftswachstum hat Deutschland 2006 nach ersten vorläufigen Ergebnissen wieder aufgeholt und liegt mit einer Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 2,5% knapp unter dem Schnitt der EU-25 (+ 2,8%; Eurozone: + 2,6%; Prognose der EU-Kommission vom Herbst 2006). Im Vorjahr gehörte Deutschland mit 0,9% BIP-Steigerung noch zu den Schlusslichtern in der EU.
Der Anteil erneuerbarer Energien (zum Beispiel Wasser- und Windkraft, Solarenergie, Biomasse) am Bruttostromverbrauch lag 2004 in der EU-25 bei 14%. In Deutschland stammten 10% des Stromverbrauchs aus regenerativen Energien. Im Nachbarland Österreich war der entsprechende Anteil mit 59% am höchsten. Allerdings hat Deutschland seinen Anteil zwischen 1994 und 2004 um sechs Prozentpunkte erhöht. Die Nutzung von Kernenergie ist in der EU-25 unterschiedlich verbreitet: Während zwölf Mitgliedsländer ganz auf Kernkraft verzichteten, deckte Deutschland im Jahr 2004 12% seines Energiebedarfs durch Kernkraft und lag damit unter dem Schnitt der übrigen 13 EU-Länder (15%). Die höchsten Anteile erreichte die Kernenergie in Litauen (43%), Frankreich (42%) und Schweden (38%).
In einigen Bereichen der Kennzahlen liegt Deutschland unter dem Europäischen Durchschnitt: Bei den Ausgaben des Staates für Bildung lag Deutschland mit einem Anteil von 4,0% des Bruttoinlandsprodukts (2004) an drittletzter Stelle der EU-Länder; Dänemark gab demgegenüber mit 8,3% des BIP am meisten für Bildung aus. Unterdurchschnittlich (71%) war 2005 in Deutschland auch der Anteil der 20- bis 24-Jährigen mit einem Sekundarstufe-II-Abschluss (EU-25: 77%), was im EU-Vergleich Platz 22 bedeutete. Deutlich höher war der Anteil in der Slowakei, Slowenien, der Tschechischen Republik und Polen. Dort verfügten 90% und mehr der Gleichaltrigen über einen derartigen Abschluss.
Viele weitere Informationen bietet die Veröffentlichung in sechs Kapiteln zu den Themen Bevölkerung, Lebensverhältnisse, Bildung, Arbeitsmarkt, Wirtschaft sowie Energie und Umwelt. Sie bezieht sich auf die Inhalte und Zielsetzungen der Lissabon-Strategie der EU, welche mithilfe der sogenannten Strukturindikatoren statistisch gemessen werden. Anschaulich wird die jeweilige Position Deutschlands im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedstaaten anhand zahlreicher Schaubilder und Tabellen verdeutlicht.
Die sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache vorliegende Publikation kann kostenlos von der Internetseite des Statistischen Bundesamtes unter www.destatis.de beziehungsweise www.eds-destatis.de heruntergeladen werden. Die Printausgabe der Veröffentlichung kann im Statistik-Shop unter www.destatis.de/shop bestellt werden.
Journalisten erhalten Rezensionsexemplare der Publikation bei der Pressestelle des Statistischen Bundesamtes (Telefon 0611/75-3444, E-Mail: presse@destatis.de).
Weitere Auskünfte gibt: EDS Europäischer Datenservice Telefon: (01888) 644-9427 oder -9428 E-mail: eds@destatis.de
ots-Originaltext Statistisches Bundesamt Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an: Statistisches Bundesamt Pressestelle Telefon: (0611) 75-3444 Email: presse@destatis.de
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