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Boersen-Zeitung: Kreative Art des Verkaufs, Kommentar von Annette Becker zum Verkauf des Immobilienvermögens von KarstadtQuelle für 4,5 Mrd. Euro

Geschrieben am 27-03-2006

Frankfurt (ots) - KarstadtQuelle hat das Immobilienvermögen für
4,5 Mrd. Euro veräußert und auch diese Desinvestition schneller als
geplant über die Bühne gebracht. So will Konzernchef Thomas
Middelhoff den mit dem Goldman-Sachs-Fonds Whitehall vereinbarten
Immobiliendeal verstanden wissen. Doch das ist nur die halbe
Wahrheit. Sollte das Immobilienpaket ursprünglich bis Ende September
komplett in dritte Hände wandern, bleibt KarstadtQuelle nun mit 49%
an Bord. Das muss den Essenern nicht notwendigerweise zum Nachteil
gereichen, doch handelt es sich im normalen Sprachgebrauch wohl eher
um eine Ausgliederung aus der Bilanz als um einen Verkauf.

Auch der verkündete Verkaufserlös von 4,5 Mrd. Euro ist in dieser
Größenordnung nicht korrekt, denn zunächst fließen nur 3,7 Mrd. Euro
zu. Die fehlenden 800 Mill. Euro sind Zukunftsmusik und nicht zuletzt
vom operativen Erfolg der Warenhäuser abhängig. Und selbst die
genannten 3,7 Mrd. Euro sind nicht Eigentum des Konzerns, denn 600
Mill. Euro stehen dem Pensionstrust zu, der auf Geheiß ebenfalls
Immobilien in die neue Gesellschaft einbrachte. Dass dem Geschäft
aufgrund der Verquickung von Interessen im Hause Goldman Sachs ein
schaler Beigeschmack anhaftet, fällt dabei kaum noch ins Gewicht.

Von größerer Bedeutung ist, dass KarstadtQuelle mit dem
Verkaufserlös die Konzernschulden komplett ablösen kann. Konkret geht
es um die Ablösung der syndizierten Kreditlinie, die Rückzahlung des
Second Lien und die Tilgung von Hypothekendarlehen. Schuldenfrei soll
der Konzern am Ende dastehen.

Das mag rein bilanziell gesehen der Fall sein. Mit einer
Beteiligung von 49% an der Immobiliengesellschaft und der Abgabe der
operativen Führung an Whitehall wird die Gesellschaft vermutlich
nicht konsolidiert. Doch da die Gesellschaft den Immobilienkauf fast
ausschließlich fremdfinanziert, sind KarstadtQuelle entsprechend der
Beteiligung die Schulden zuzurechnen. Und je nachdem, ob die Gebäude
als Financial Leases oder als Operating Leases zurückgemietet werden,
entstehen außerbilanzielle Verpflichtungen. Zum Bilanzstichtag 2005
belief sich der Barwert der außerhalb der Bilanz geführten Operating
Leases schon auf 1,7 Mrd. Euro. De facto löst KarstadtQuelle mit
neuen Krediten alte ab und verschiebt den Verkauf der Immobilien um
drei bis fünf Jahre.

(Börsen-Zeitung, 28.3.2006)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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