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Börsen-Zeitung: Ein Hauch von Provinz, Kommentar von Christoph Ruhkamp zur ThyssenKrupp-Hauptversammlung

Geschrieben am 19-01-2007

Frankfurt (ots) - ThyssenKrupp tut sich mit der starken
Sonderstellung der Krupp-Stiftung im Aufsichtsrat des Konzerns keinen
Gefallen. Zwar macht die Anwesenheit von künftig drei direkt von der
Stiftung bestimmten Mitgliedern in dem Kontrollgremium einen
feindlichen Übernahmeversuch noch unwahrscheinlicher als bisher.
Unbenommen ist auch, dass der Stiftung durch ihre mittlerweile 40
Jahre dauernde Treue zum Konzern und durch ihre Aufgabe, die Einheit
des Unternehmens zu wahren, naturgemäß eine besondere Rolle zukommt.

Doch wäre das jetzt beschlossene Entsendungsrecht nicht nötig
gewesen, um dies zu betonen. Schon vor der neuen Regelung konnte ein
dem traditionellen Großaktionär nahestehender Aufsichtsratskandidat,
der erfahren und qualifiziert genug ist, davon ausgehen, mit einer
Mehrheit aller Stimmen von der Hauptversammlung gewählt zu werden.
Und Kandidaten, die nicht ausreichend qualifiziert sind oder
Partikularinteressen vertreten, sollten auch künftig nicht per
Entsendungsrecht durchgedrückt werden.

Im Übrigen hat die von der Hauptversammlung beschlossene
Satzungsänderung zwar mit 79% die formal erforderliche
Dreiviertelmehrheit des anwesenden Kapitals gefunden. Aber die
expliziten Befürworter repräsentierten nicht die Mehrheit aller
Aktionäre. Denn die Präsenz beim Aktionärstreffen betrug nur 57%.
Somit stimmten nur 45% des gesamten Kapitals für die
Satzungsänderung.

Vor allem bei internationalen Kapitalanlegern trifft die
Beschneidung des Einflusses der übrigen Aktionäre auf Unverständnis.
Die Abkehr vom Prinzip "eine Aktie, eine Stimme" wird als nicht mehr
zeitgemäß empfunden. Das zeigte die überraschend leidenschaftlich
vorgetragene Kritik der milliardenschweren britischen
Fondsgesellschaft Hermes.

Dem Entsendungsrecht haftet ein Hauch von Provinz an. Es wirkt auf
angelsächsische Betrachter, als habe bei dem ehrwürdigen
Ruhrgebietskonzern noch immer der Testamentsvollstrecker von Alfried
Krupp das Sagen. Das schadet nicht nur dem Ruf des
Unternehmensstandorts im Allgemeinen, es könnte sich auch für
ThyssenKrupp selbst noch als Nachteil am Kapitalmarkt erweisen.
Nämlich dann, wenn der Konzern zur Finanzierung seines
milliardenschweren Investitionsprogramms neue Aktien ausgibt - und
Käufer dafür sucht.

(Börsen-Zeitung, 20.1.2007)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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