Westdeutsche Zeitung: Im Glanze des Landesvaters = Von Frank Uferkamp
Geschrieben am 26-01-2007 |
Düsseldorf (ots) - Vor einem Jahr ist Johannes Rau gestorben - betrauert von seiner Familie und von vielen Menschen gerade in Nordrhein-Westfalen. Sein Name ist heute noch allgegenwärtig, gerade auch in der Landespolitik. Zu Recht wird er als zentrale politische Figur der Landesgeschichte betrachtet, dass sein Porträt seit gestern eine zentrale Stelle in der Düsseldorfer Staatskanzlei einnimmt, ist selbstverständlich. Rau hat NRW gelebt, er hat dem Bindestrichland eine Identifikation gegeben. Die Überschrift "Wir in NRW" war Wahlkampfschlager und sinnstiftend in einem. Neben dieser richtigen und wichtigen Würdigung gibt es aber auch die Bestrebungen, die Figur Rau zu vereinnahmen. Und das ist nicht angemessen.
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, der Nach-Nach-Nachfolger Raus, spricht seit einiger Zeit von seinem "großen Vorgänger" Rau und wird nicht müde, sich auf ihn zu berufen. Er stellt ihn - im übrigen inhaltlich zu Recht - als glaubwürdigen Vertreter einer den Menschen und ihren Nöten und Bedürfnissen zugewandten Politk heraus, als Kümmerer, als Versöhner. Er betreibt dies so massiv, dass die Absicht dahinter deutlich wird: Vom dem Glanze des Landesvaters Rau möge ein wenig auf ihn abstrahlen. Das Bild soll sich verfestigen: Nach Rau kam ich.
Dabei blendet Rüttgers eines geschickt aus: Johannes Rau war mit Herz und Seele Sozialdemokrat, ist auch gerade deswegen von der nordrhein-westfälischen CDU über Jahrzehnte politisch bekämpft worden. Seine Karriere ist ohne die SPD nicht denkbar - wer in dieser Beziehung mehr gab, muss an anderer Stelle geklärt werden. Und so überschritt es schon die Grenzen des guten Geschmacks, wenn der 30-jährige Generalsekretär der NRW-CDU, Hendrik Wüst, anlässlich der Wahl von Hannelore Kraft zur neuen SPD-Landeschefin sagte, da "würde sich Johannes Rau im Grabe umdrehen." Für eine solche Äußerung fehlen Wüst sowohl Format wie Legitimation, sie ist einfach nur peinlich.
Im Kern weiß die CDU, dass NRW von Werten wie Gerechtigkeit und Solidarität geprägt ist. Wer hier Wahlen gewinnen will, muss diese Themen glaubwürdig vertreten. Rau hatte dies einst geschafft. Ihn zu kopieren oder ihn gar zu vereinnahmen, wird nicht funktionieren. Rüttgers muss durch seine eigene Politik überzeugen, das Rau-Double nimmt ihm keiner ab. Als Ministerpräsident muss er seine Rolle selbst finden und prägen. Versucht er das nicht, wird man es ihm als Schwäche auslegen.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
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