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Börsen-Zeitung: Brüsseler Amoklauf, Kommentar zum EU-Vorstoß, die Verbünde von Genossenschaftsbanken und Sparkassen mit Blick auf mögliche Kartellverstöße unter die Lupe zu nehmen, von Bernd Wittkows

Geschrieben am 30-01-2007

Frankfurt (ots) - Die Verbünde des deutschen Kreditgewerbes -
Sparkassen und Landesbanken einerseits, Volks- und Raiffeisenbanken
samt Zentralunternehmen andererseits - sind in ihrem jeweiligen
Innenleben wettbewerbsfreie Zonen. Das hatte der Internationale
Währungsfonds schon vor einigen Jahren "entdeckt" und daher die
Abschaffung des Regionalprinzips verlangt. Sogar die frühere
rot-grüne Bundesregierung, sonst Verteidigerin des Dreisäulensystems,
nahm kurzzeitig daran Anstoß, dass die räumliche Beschränkung von
Geschäftsaktivitäten angeblich "Entfaltungsmöglichkeiten
wettbewerbsstarker Banken" behindere - so Caio Koch-Weser 2003 in
einem Gastbeitrag für die Börsen-Zeitung. Der damalige
Finanzstaatssekretär wurde freilich von höherer Stelle bald wieder
auf Linie gebracht. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die privaten
Banken seit langem die "Gebietskartelle" der dezentral aufgestellten
Finanzgruppen beseitigt sehen wollen.

Und nun wieder die EU-Kommission. Ein Bericht, den
Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes heute vorlegen will, wird
anprangern, dass sich regionale Banken untereinander nicht ins Gehege
kommen. Brüssel hält es sogar für kritikwürdig, dass z.B.
Zahlungsinfrastrukturen, das Risikomanagement oder die
Einlagensicherung koordiniert werden. Und dann - horribile dictu -
treten die Verbünde am Markt auch noch unter einer gemeinsamen Marke
auf!

Der Amoklauf gegen das deutsche Bankensystem, das übrigens in den
vergangenen Jahrzehnten nicht durch Instabilität aufgefallen ist,
geht also weiter. Ausgerechnet jene Gruppen, die hierzulande - anders
als in Märkten mit oligopolistischen Strukturen - entscheidend zum
lebhaften Wettbewerb beitragen, gelten als Wettbewerbshindernisse.
Ein Verbund passt eben nicht ins Weltbild der Kommission. Deshalb sei
es für Frau Kroes & Co. hier noch einmal festgehalten: Es gibt ein
Wirtschaftsleben auch jenseits von Konzernen. Ein bewährtes Modell
ökonomischer Betätigung ist der Verbund. Zu dessen Wesensmerkmalen
gehört seit jeher die Arbeitsteilung, nicht zuletzt die regionale.
Die Gebietsabgrenzung ist gewollt, und sie ist sinnvoll, weil sie im
Unterschied zu der bei Konzernstrukturen typischen Distanz für Nähe
zum Kunden und bessere Kenntnis der Risiken sorgt. Das erleichtert
gerade dem Mittelstand den Zugang zum Kredit und garantiert
flächendeckend die sichere Versorgung mit Finanzdienstleistungen. Was
stört Brüssel daran?

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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