Börsen-Zeitung: Weckruf aus Brüssel, Kommentar von Christof Roche zu den Auflagen der EU-Kommission für die Automobilindustrie, den maximalen CO2-Ausstoß bei Kraftfahrzeugen zu begrenzen
Geschrieben am 07-02-2007 |
Frankfurt (ots) - Die EU-Kommission hatte gar keine andere Wahl. Seit Jahren verspricht die Automobilindustrie, freiwillig den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeuge drastisch zu senken. Doch davon ist die Branche meilenweit entfernt. Heute pustet jedes Neufahrzeug im Schnitt 163 Gramm Kohlendioxid je Kilometer in die Luft, verglichen mit dem Zielwert von 140 g/km. Das ist zu viel, um die Verpflichtungen Europas aus dem Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz zu erfüllen, und zu viel, um die Selbstverpflichtung der Autoindustrie länger zu akzeptieren.
Brüssel zieht die Reißleine, und das zu Recht. Die steigende Zahl der Naturkatastrophen und die von der Wissenschaft erbrachten Beweise legen nahe: Der Mensch ist für die Erderwärmung verantwortlich, und das muss Konsequenzen haben - zumal Prävention in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung billiger ist als die Folgekosten. Dazu nur eine Bemerkung. Der Straßenverkehr in Europa verursacht fast ein Fünftel aller CO2-Emissionen, und während die EU-Gesamtemissionen seit 1990 rückläufig sind, stieg der Ausstoß aus dem Verkehr um 26%.
Abhilfe schaffen soll daher ein Gesetz, um Neufahrzeuge bis 2012 auf 130 g/km zu verpflichten, und zwar nicht betriebsblind, wie Horrorszenarien dies mit einem Einheitswert schon glauben machten, sondern mit einem integrierten und differenzierten Ansatz. Auch Brüssel weiß: Ein Porsche, ein Mercedes oder ein BMW ist kein Smart und wird auch mit modernster Technologie die Gesetze der Physik nicht überwinden. Mehr Gewicht benötigt mehr Energie und mehr Treibstoff. Das wird die Kommission berücksichtigen, wenn sie ihre Vorlage einbringen wird.
Akzeptieren sollten das besonders die deutschen Premiumhersteller, selbst wenn Brüssel von ihnen mehr verlangen wird als von Fiat oder von Peugeot. Im Gegenteil: Die Autobauer aus Stuttgart, München und anderswo sollten die Initiative als Weckruf verstehen, um sich über schadstoffarme Motoren, optimierte Getriebe und andere Innovationen technologischen Vorsprung und damit den Markt der Zukunft zu sichern. Denn klar ist, ob mit oder ohne Brüsseler Gesetz: Ein gesteigertes Umweltbewusstsein und ein hoher Ölpreis werden künftig den Fahrzeugtyp begünstigen, der in seiner Klasse der sauberste ist und die geringste Energie verbraucht. Und das nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee.
(Börsen-Zeitung, 8.2.2007)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30377 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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