Börsen-Zeitung: Wundersame Wertsteigerung, Kommentar zur Fusion von Thomas Cook mit Mytravel von Annette Becker

Frankfurt (ots) - Das Sagen bei der aus einer Fusion entstehenden
Thomas Cook Group hat sich KarstadtQuelle auf den ersten Blick ein
ansehnliches Sümmchen kosten lassen: Der Umsatz- und erst recht der
Ergebnisanteil der heutigen Thomas Cook an dem mit Mytravel
kombinierten Konzern liegt deutlich über dem vereinbarten
Kapitalanteil von 52% an dem zusammengeführten Unternehmen.

Kein Wunder also, wenn die Mytravel-Aktie am Tag der
Fusionsankündigung einen Sprung um mehr als 30% hinlegt? Ganz so
einfach lässt sich die Rechnung nicht aufstellen. Denn obwohl die
fusionierte Thomas Cook Group noch gar nicht existiert - geschweige
denn börsennotiert ist -, spiegelt das Kursniveau von Mytravel schon
heute die künftige Marktkapitalisierung. Diese läge aktuell bei 4,6
Mrd. Euro. 52% entsprächen also 2,4 Mrd. Euro.

Basierend auf dem Kaufpreis, den KarstadtQuelle erst kürzlich für
den 50-prozentigen Lufthansa-Anteil an Thomas Cook vereinbarte, wurde
der deutsche Reisekonzern mit 1,6 Mrd. Euro bewertet. Binnen weniger
Wochen wurde der Wert folglich um 800 Mill. Euro gesteigert. So sehen
Deals aus, die Investmentbanken einfädeln, wenn sie selbst an Bord
sind. Allen voran Goldman Sachs, die mit einem Anteil von 9,7% der
größte Einzelaktionär von Mytravel ist. Wie zufällig gehören die
Angelsachsen zu den beratenden Banken von KarstadtQuelle. Auf Seite
der Briten steht unter anderem Credit Suisse als Berater, die
wiederum mit 5,9% im Mytravel-Kapital sitzt. Zusammen bringen es die
"Major Shareholders" des britischen Reiseunternehmens (neun
Investmentbanken) auf einen Anteil an Mytravel von 53%.

Für KarstadtQuelle ist dies geradezu eine Idealkombination, denn
damit ist die Zustimmung der Mytravel-Aktionäre zur Fusion gesichert.
Mit der Mehrheit am fusionierten Touristikkonzern gibt es darüber
hinaus keine Probleme beim Heben der Kostensynergien, denn das
Management von Mytravel ist so gut wie kaltgestellt. Außerdem bietet
die Börsennotiz des neuen Reisekonzerns Perspektiven.
Gern würde KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff ähnliche
Transaktionen auch im Warenhaus- und Versandgeschäft abschließen.
Angesichts eines für 2007 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnisses für
KarstadtQuelle von 47 muss nur noch der geeignete Partner für den
Aktientausch gefunden werden.

Originaltext: Börsen-Zeitung
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