LVZ: zu DaimlerChrysler/Stellenabbau
Geschrieben am 14-02-2007 |
Leipzig (ots) - Der Eiserne Von THILO BOSS Man kann Dieter Zetsche vieles vorwerfen. Seine hemdsärmelige Art vielleicht oder seine für deutsche Top-Manager ungewöhnlichen medialen Auftritte. Aber eines sicherlich nicht: Tändelei. Wenn der DaimlerChrysler-Chef einen Entschluss gefasst hat, setzt er ihn in der Regel gradlinig um. Ohne Wenn und Aber, zielstrebig und erfolgsorientiert. Das hat der Auto-Mann bereits bei seinem ersten Sanierungseinsatz in den Vereinigten Staaten gezeigt, und das macht er jetzt wieder. 13 000 Stellen zu streichen und ein Werk zu schließen, obwohl der Gesamtkonzern einen ansehnlichen Milliardengewinn einfährt, ist kein Pappenstiel. In den USA wird Zetsche dafür wohl Prügel einstecken müssen, genau wie seine Kollegen in den Führungsetagen der deutschen Dax-Firmen, als sie mit ihren Unternehmen gutes Geld verdienten und trotzdem Jobs gestrichen haben. Doch auch Zetsche bleibt nichts anderes übrig. Gerade der Automarkt in Übersee steht vor einem tief greifenden Wandel. Der hohe Ölpreis, der sich mittlerweile an den Zapfsäulen zwischen Dallas und Columbus niederschlägt, bringt europäische Verhältnisse in die Staaten. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in dem Super-Schlitten mit einem super Verbrauch durch die Weiten der Prärien gerauscht sind, ist Vergangenheit. Die Amerikaner haben das Sparen entdeckt und deshalb auch verbrauchsgünstige Autos. Das ist der Hintergrund, warum die US-Hersteller inzwischen am Rande des Ruins stehen und Toyota mit seinem Hybrid Erfolge feiert. Ford zum Beispiel ist schon wesentlich mehr als ein Sanierungsfall. Über zwölf Milliarden Verlust im vergangenen Jahr haben die Nachfahren des Autopioniers eingefahren. Bei General Motors ist die Situation vergleichbar, zehn Milliarden Miese waren es allein 2005. Ähnlich viele sollen es im abgelaufenen Geschäftsjahr sein. Dagegen wirkt die Chrysler-Milliarde geradezu lächerlich. Ist sie aber nicht. Falls Zetsche die Zügel weiter schleifen lassen würde, käme DaimlerChrysler insgesamt ins Trudeln. Gleich der US-Konkurrenz, die zurzeit ums schiere Überleben kämpft. Weil keiner der großen US-Drei auf die neuen Anforderungen kurzfristig reagieren konnte. Das ist die bittere Wahrheit, der sich Zetsche stellen muss. Zwar hat er als Sanierer die US-Tochter in schwarze Zahlen geführt und eine höhere Produktivität und Rentabilität erreicht. Lange gehalten hat das Konzept aber nicht. Ein nachhaltiger Sanierungserfolg sieht anders aus und muss länger als eine Hand voll Jahre dauern. Aber die Stuttgarter Firmenlenker haben bereits reagiert. Mit einer Chrysler-Modelloffensive wollen sie das Ruder herumreißen. Ein Jahr haben sie sich Zeit genommen, bevor andere Optionen greifen. Ein zeitlich enges Korsett. Das allerdings nötig ist. Wenn es nämlich passt, kann DaimlerChrysler mit der Konkurrenz aus Fernost in Zukunft mithalten. Wenn nicht, steht der Konzern am Scheideweg und muss seine Strategie der letzten Jahre hinterfragen, zumal ohnehin von der Vision des Welt-Konzerns, den Ex-Vorstandschef Jürgen Schrempp einmal ausgerufen hat, relativ wenig übrig geblieben ist.Und dann wird sich zeigen, wie eisern der eiserne Zetsche wirklich ist. @ th.boss@lvz.de
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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