Westdeutsche Zeitung: Kritik an von der Leyen = von Sophie Schulenburg
Geschrieben am 16-02-2007 |
Düsseldorf (ots) - Es ist faszinierend, welchen Aufruhr Ursula von der Leyen (CDU) in den eigenen politischen Reihen ausgelöst hat. Was hat sie getan? Sie hat den weiteren Ausbau der Betreuungsplätze für unter Dreijährige gefordert: auf 750 000 Plätze bis 2013. Offenbar hat die Bundesfamilienministerin damit aber exakt denselben Nerv bei ihren Parteikollegen getroffen, dessen ständige Reizung diese bislang stillschweigend toleriert haben. Damit ist nun Schluss. Von der Leyen propagiere ein in der Union nicht akzeptiertes Frauenbild, poltert es von allen Seiten. Offenbar verschließt so mancher Unions-Politiker lieber die Augen vor den Lebensrealitäten der 18- bis 35-Jährigen, als anzuerkennen, dass die Lebensumstände 2007 andere sind als 1960. Da darf man schon mal fragen, für welches Frauenbild diese Politiker stehen. Eine berufstätige Mutter gehört ja offensichtlich nicht dazu. Hausfrauen passen ins Schema, ja, und die daheimgebliebenen Mütter, deren bedeutende Rolle um gar keinen Preis in Frage gestellt werden darf. Aber dass es sich eine Volkspartei leisten kann, weiterhin das Heimchen am Herd zu propagieren, darf bezweifelt werden. Dazu kommt, dass es den protestierenden Politikern mitnichten um das Wohl der Kinder geht. Es wäre ja nachvollziehbar, wenn sie fragen würden, ob sich eine zu frühe Fremdbetreuung unter Umständen negativ auf das Urvertrauen und die Bindungsfähigkeit der Kleinkinder auswirkt. Doch selbst das stimmt nicht. Mittlerweile ist die Wissenschaft davon abgerückt, Familien- und Fremdbetreuung pauschal miteinander zu vergleichen. Stattdessen steht die Qualität der Erziehung im Mittelpunkt. Aber die Situation der Kinder tauchte in der Debatte ja gar nicht erst auf. Nein, die Kritiker stören sich an der Bedeutung, die von der Leyen berufstätigen Frauen zuweist. Mit verstaubten Rollenbildern droht die Union aber gerade bei jüngeren Wählerschichten viel Porzellan zu zerdeppern. Wenn sie die Jüngeren erreichen will, muss sie sich so mancher Einsicht stellen auch der, dass viele junge Paare heute Familie und Arbeit verbinden wollen. Strategisch gesehen ist Ursula von der Leyen daher mit ihren längst überfälligen Vorstößen in der Familienpolitik ein Geschenk für die Union. So mancher Parteifreund müsste es nur anzunehmen wissen.
Sophie Schulenburg Westdeutsche Zeitung Politikredaktion Tel. 0211-8382-2362 Fax: 0211-8382-2392 sophie.schulenburg@westdeutsche-zeitung.de
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