LVZ: zu Berlinale
Geschrieben am 18-02-2007 |
Leipzig (ots) - Deutsches Dilemma Von Norbert Wehrstedt Männer machen Festivals. Frauen wird das offenbar nicht zugetraut. In Berlin und anderswo. Auf Moritz de Hadeln, der bei deutschem Kino stets auf Dauerignoranz schaltete, folgte in Berlin 2002 Dieter Kosslick. Der legte den Hebel um: Willkommen, deutsches Kino! Was nobel ist. Was aber nicht das Generalproblem beseitigt. Der deutsche Kinofilm, der findet im Fernsehen statt. Was zuerst an den Geschichten liegt. Kein Wunder also, dass auf der Berlinale der Fernsehfilm den Kinofilm vertritt. Das ist nichts Ehrenrühriges. Das ist eben einfach so. Deutsche Kino-Schauspieler sind ja auch weitaus unbekannter als Serienstars. Es sagt ihnen bloß keiner. Deutsches Dilemma. Wenn nun aber jenes Festival, das nach außen den deutschen Film vorzeigen müsste, in einem Jahr bei der Auswahl den Total-Blackout probierte, "Sommer vorm Balkon" und "Das Leben der Anderen" ignorierte, weil es Schlechteres gefunden hatte, und imJahr darauf hilflos ein missratenes und ein durchschnittliches Werk in den Wettbewerb holt, dann sollten die Alarmglocken zu schrillen beginnen. Nett, dass die Jury sich beim Veranstalter mit dem Darstellerpreis für Nina Hoss bedankte. Die ist als "Yella" wunderbar, lässt aber auch daran denken, dass der couragierteste Film der zweiten Jahreshälfte "Wut" hieß. Eine TV-Produktion, die sich traute, ihre Geschichte um einen kriminellen Türken und eine Bürgerfamilie konsequent zu Ende zu erzählen. Ein Streifen, der wirklich weh tat und nicht nur so tat. Aber offenbar gibt es keinen, der die Berlinale auf eine solche Produktion aufmerksam macht. Da liegt sicher ein Defizit. Ob ein Film, der wirklich auffällt, dann tatsächlich genommen wird, ist eine zweite Frage. Schließlich gibt es eine rührige Regisseurs-Lobby, die abblockt und durchwinkt. So sieht die Auswahl dann auch aus. Garantiert ist da nur eines: die Durchhänger. Auch solche, die nicht sein müssen. Einfallsreiches Kino bleibt die Ausnahme. Da spiegelt die Berlinale allerdings auch den Kinoalltag wider, also die internationale Produktion. Die scheint sich in einer künstlerischen Übergangsphase wie in den 50er Jahren zu befinden. Es gibt kaum Stilisten, also Leute, die eine unverwechselbare Handschrift, wie früher Bergman, Fellini, Visconti, Truffaut, Godard, Kurosawa, pflegen. Das machte auch diese Berlinale wieder deutlich. Es gab Hoffnungen zu sehen, das ja, aber keine Überflieger. Der Trend der Darsteller zur Regie, der in diesem Jahrgang fast ein Dutzend Mal festzustellen war, verweist wohl auch darauf, dass viele von ihnen unzufrieden mit dem sind, was sie spielen. Ein Orson Welles war nicht darunter, aber immerhin eine Sarah Polley. Den Namen muss man sich jetzt wohl merken.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Leipziger Volkszeitung Redaktion Telefon: 0341/218 11558
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
54728
weitere Artikel:
- Ein Phantom nimmt Gestalt an - In VANITY FAIR berichtet der einzige Journalist, der Robin Banks alias "Banksy" jemals traf, über seine Begegnung mit dem "Phantom" Berlin (ots) - Erst eroberte der Graffiti-Künstler Banksy die Straßen Londons, dann die Auktionshäuser der Welt. Die Werke des anonymen Straßenkünstlers werden mittlerweile nicht mehr mit Hochdruckreinigern von den Hauswänden entfernt, sondern für teueres Geld als Kultobjekt verkauft. Unter der internationalen Prominenz ist Banksy längst ein Star. Brad Pitt und Angelina Jolie kauften von ihm Kunstwerke im Wert von 200.000 Euro. Pitt über Banksy: "Er macht das alles und bleibt anonym. Das ist großartig. Heutzutage wollen alle berühmt mehr...
- Tibet-Ausstellung verschweigt historische Wahrheit - Tibetorganisationen kritisieren "Tibet-Klöster öffnen ihre Schatzkammern" Berlin (ots) - Als "unerträgliche Ausblendung historischer Wahrheit" haben heute deutsche Tibetorganisationen die in Berlin eröffnete Ausstellung "Tibet-Klöster öffnen ihre Schatzkammern" kritisiert. In einer gemeinsamen Erklärung fordern der Verein der Tibeter in Deutschland, die International Campaign for Tibet Deutschland und die Tibet Initiative Deutschland e.V. die Ausstellungsmacher auf, ihr Schweigen über Gewalt und Zerstörung in Tibet nach 1949 zu brechen: "In fast jeder tibetischen Familie finden sich Opfer von Kulturrevolution mehr...
- Eröffnung der Tibet-Ausstellung in Berlin bestätigt Kritik Berlin (ots) - Die Pressekonferenz anlässlich der Eröffnung der Ausstellung "Tibet - Klöster öffnen ihre Schatzkammern" am heutigen Dienstag im Museum für Asiatische Kunst, bestätigte die kritischen Stimmen im Vorfeld, die vor einer systematischen Ausblendung der jüngeren tibetischen Vergangenheit gewarnt hatten. Der aus der tibetischen Hauptstadt Lhasa angereiste Direktor des "Administrative Bureau of Cultural Relics of Tibet", Nyima Tsering, erklärte, es habe niemals eine Zerstörung der tibetischen Kultur gegeben. "Mit einer solchen mehr...
- Gutes Händchen für Talente 16 Kuratoriumsfilme mit Prädikat Wiesbaden (ots) - Ein konstant "gutes Händchen" für Talente beweist das "Kuratorium junger deutscher Film". Auch für 2006 fällt die Erfolgsbilanz der geförderten Kinder- und Talentfilme rundum positiv aus. Von den 17 im Jahr 2006 fertig gestellten Kurz- und Langfilmen haben 16 Filme ein Prädikat der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) erhalten. Acht mal gab es das Prädikat "Besonders wertvoll" und acht mal "Wertvoll". Zusätzlich wurden viele der vom Kuratorium geförderten Kinder- und Nachwuchsfilme auf Festivals ausgezeichnet. Auch mehr...
- stern: Anna Netrebko durchlebte vor zwei Jahren schwere Krise Hamburg (ots) - Die gefeierte Opernsängerin Anna Netrebko durchlebte vor zwei Jahren eine so schwere Krise, dass sie eine Auszeit nehmen musste. "Es war an einem Punkt einfach zu viel für mich", bekannte die heute 35-Jährige in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern. "Sehr viele Auftritte, sehr viele Interviews und Werbung, das kam alles zusammen. Ich habe mir dann einen Monat frei genommen und einfach gar nichts gemacht, keine Musik, keine Auftritte." Im Interview des stern mit Netrebko und ihrem Bühnenpartner Rolando Villazon mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Alles rund um die Kultur
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Pinocchio erreicht Gold in Deutschland mit Top-3-Hit "Klick Klack" - "Mein Album!" erscheint am heutigen Tag - Neue Single "Pinocchio in Moskau (Kalinka)" folgt am 17. März
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|