Aufklärung "NS-Raubkunst": art-Interview mit der Provenienzforscherin Ute Haug von der Hamburger Kunsthalle: "Nur wenige Museen erkunden freiwillig die NS-Vergangenheit ihrer Bestände"
Geschrieben am 22-02-2007 |
Hamburg (ots) - Ute Haug von der Hamburger Kunsthalle ist die einzige fest angestellte Provenienzforscherin an einem deutschen Museum. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in der Erforschung der NS-Zeit. 147 Fälle konnte sie bereits klären. Ihr jüngster Erfolg ist die freiwillige Rückgabe eines Selbstbildnisses von Cornelis Pietersz Bega (1620 bis 1664), das die Hamburger Kunsthalle den Erben des jüdischen Kunsthändlers Jacques Goudstikker übergeben hat, wie art in der April-Ausgabe 2006 berichtet. In einem Interview in der aktuellen art-Ausgabe (3/2007), die am 23.02. erscheint, beschreibt Ute Haug, wie die Herkunft des Bega-Bildes geklärt werden konnte.
Danach fand sich der entscheidende Hinweis auf dem Werk selbst mit einem Aufkleber der NS-Kulturbehörde auf der Rückseite des Bildes, der eine ältere Plakette mit der Angabe "Heerengracht 458" verdeckte. Ute Haug: "Das war die Amsterdamer Adresse von Jacques Goudstikker, der 1940 auf der Flucht vor den Deutschen starb." Hermann Göring ließ das Bild beschlagnahmen, übernahm es aber nicht für seine Sammlung. So landete sie auf Umwegen bei einem Hamburger Einrichtungshaus, das sie 1940 der Hamburger Kunsthalle verkaufte. Goudstikkers Erben erfuhren durch diese Recherche vom Verbleib des Bega-Bildes und freuten sich über die Rückgabe.
Ute Haug nimmt in art kritisch zur mangelhaften Provenienzforschung in Deutschland Stellung. Bisher erkunden aber "nur wenige Museen freiwillig die NS-Vergangenheit ihrer Bestände". Nun habe Kulturstaatsminister Bernd Neumann angekündigt, die Provenienzforschung zu stärken. Sie plädiert für eine "zentrale Einrichtung für Provenienzforschung", die Grundlagenforschung betreiben und Dossiers zu den einzelnen jüdischen Sammlern erstellen solle. Haug betont, dass sich die Festanstellung von Provenienzforschern in anderen Museen lohnen würde. Sie selbst arbeitet sowohl für die Hamburger Kunsthalle als auch für das Museum für Kunst und Gewerbe: "Ich erwirtschafte Einkünfte, wenn ich andere Museen oder Bildbesitzer berate." Kritik übt Ute Haug an der Koordinierungsstelle in Magdeburg. Diese sei "eine reine Verwaltungseinrichtung, die keine Forschungen betreibt. Ihre Datenbank ist keine wissenschaftliche, sondern eine, in der Such- und Fundmeldungen zu finden sind".
Das Kunstmagazin art Nr. 3/2007 erscheint am 23. Februar 2007 und kostet 7,80 Euro.
Originaltext: Gruner+Jahr, art Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7370 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7370.rss2
Pressekontakt: Kurt Otto art Marktkommunikation 20444 Hamburg Tel: 040/3703-3810, Fax: 040/3703-5617 E-Mail: otto.kurt@guj.de
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